Mit "(I can't get no) Satisfaction" ändert sich für die Rolling Stones alles. Zu Beginn ihrer großen Nordamerika-Tournee Anfang Mai 1965 hatten sie noch vor etlichen leeren Stühlen spielen müssen. Wenige Wochen später können sie sich aussuchen, ob sie in New York oder in Singapur spielen wollen. Keith Richards durchdringendes Gitarrenriff und Mick Jaggers provozierend bellender Gesang lassen das von Manager Andrew Oldham ausgeheckte Bad-Boy-Konzept voll aufgehen. "Satisfaction", die Bürgerschreck-Hymne, bringt Image und Realität zum Verschmelzen: Für die nächsten 40 Jahre bleiben Mick Jagger und die Rolling Stones unangefochten die bösen Jungs des Business. Der Song entsteht in einer unruhigen Nacht im Gulf Motel von Clearwater, Florida. Als Keith Richards das im Halbschlaf mit dem Kassettenrekorder aufgenommene Gitarren-Riff Mick Jagger vorspielt, fällt dem dazu eine Chuck-Berry-Textzeile ein: "I can't get no – satisfaction". Richards kann keine besondere Vorliebe für den Song entwickeln, aber Andrew Oldham jagt die Gruppe noch während der Tournee ins Tonstudio. Nach mehreren Sessions in Chicago wird der endgültige Stereo-Mix von "Satisfaction" am 11. Mai in Los Angeles eingespielt. Brian Jones, Gründer und bis dahin Kopf der Rolling Stones, spielt nicht mit. In den entscheidenen Wochen gerät der Exzess-versessene Drogen-Freak gegenüber Jagger und Richards "in eine Defensive, von der er sich nie mehr erholte", erinnert sich später Bassist Bill Wyman.
Wie zehn Jahre zuvor "Rock Around The Clock", trifft "Satisfaction" bei der Sixties-Jugend mitten in einen gärenden Gefühlscocktail aus Frustration und Rebellion . Am 10. Juli erobert der Song die Spitze der US-Charts, neun Tage später kassieren die Rolling Stones ihre erste Goldene Schallplatte in Amerika. Doch die Beziehungen der einzelnen Stones zu ihrem neuen Markenzeichen bleiben gespannt. Keith Richards war bis zuletzt gegen eine Plattenaufnahme und hasst den Song auch weiter. Brian Jones spielt aus Rache bei Konzerten statt "Satisfaction" die Melodie von "Poppeye, der Seemann". Auch Sexsymbol Mick Jagger reicht es bald. "Meinst du, ich will "I can't get no satisfaction" singen, bis ich vierzig bin?", gesteht er Ende 1965. "Meine Güte, lieber wär' ich tot."
Stand: 19.07.05