3. Dezember 1818 - Geburtstag des Chemikers Max von Pettenkofer

Stand: 03.12.2018, 00:00 Uhr

In einer Zeit, als in Europa noch jedes Jahr tausende Menschen an der Cholera sterben, macht der Chemiker Max von Pettenkofer ein schauriges Experiment.

Die Mitarbeiter am Institut für Hygiene in München sind entsetzt, als ihr Institutsleiter Max von Pettenkofer das Glas hebt, darin eine Brühe angeblich versetzt mit Cholera-Bakterien. Der Absender: der Mediziner Robert Koch.

Max von Pettenkofer, Mediziner (Geburtstag 03.12.1818) WDR 2 Stichtag 03.12.2018 04:15 Min. Verfügbar bis 30.11.2028 WDR 2

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"Es gibt kaum eine Erkrankung, die so rasch nach der Infektion so tödlich verläuft wie die Cholera", sagt Professor Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit an der Universität Bonn.

Giftige Dämpfe sollen die Cholera auslösen

Max von Pettenkofer wird am 3. Dezember 1818 in Oberbayern geboren. Die Menge an Verfahren, die er erfindet oder verbessert, ist unglaublich. Er arbeitet an verbesserten Methoden zur Zement-Herstellung, erfindet eine Zahnfüllung aus Kupfer und Amalgam oder beschreibt die Herstellung von Leuchtgas aus Holz. "Er ist ein Universalgenie", sagt Martin Exner.

1847 wird Max von Pettenkofer Professor für medizinische Chemie in München und beschäftigt sich erstmals mit der Cholera. Er glaubt, die Ursache für die Seuche zu kennen: Miasmen, giftige Dämpfe, hervorgerufen durch Fäkalien und Unrat am Boden. Denn damals werden Nachttöpfe in den Städten einfach auf den Straßen entsorgt.

Und er macht eine wichtige Beobachtung: "Über allen Zweifel erhaben ist, dass mit guter Kanalisierung die Mortalität eines Ortes beträchtlich geringer wird." Max von Pettenkofer kämpft dafür, dass in München ein neues Kanalnetz entsteht und die Menschen sauberes Trinkwasser bekommen. Und tatsächlich: Binnen kurzer Zeit ist die Cholera in München besiegt.

Ein Paket mit trüber Brühe

Der Mediziner Robert Koch hat unterdessen eine andere Theorie: Nicht giftige Dämpfe aus dem Boden, sondern Bakterien verursachen die Krankheit. Pettenkofer bestreitet das. "Schicken Sie mir einige von Ihren sogenannten Cholera-Bazillen, und ich will Ihnen beweisen, wie harmlos sie sind."

Und so kommt das Paket mit der trüben Brühe in München an. Pettenkofer erkrankt jedoch nicht, bis heute weiß niemand warum. Aber auch als seine Miasmen-Theorie längst widerlegt ist, hält er an ihr fest, bis zu dem Tag, als er sich mit 82 Jahren erschießt.

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