Nils Becker hat ihn geschafft, den großen Sprung in die Volleyball-Bundesliga. Der 26-Jährige läuft seit dieser Saison für die powervolleys Düren auf, spielte zuvor fünf Jahre bei Zweitligist TuS Mondorf.
"Ich glaube, mehr Traumverwirklichung gibt es bei mir gar nicht, weil Volleyball bei mir natürlich auch emotional schon immer ein sehr großes Thema ist und mich durch das Leben getragen hat", sagt Becker im Gespräch mit dem WDR: "Dass das jetzt mein Beruf ist, ist natürlich das Schönste, was einen Sportler erfüllen kann."
Der Sport liegt in den Genen
Schon früh war für Becker nur der blau-gelbe Ball interessant, egal ob zu Hause oder im Urlaub an der Atlantikküste. Schuld daran sind vor allem auch seine Eltern. Vater Olaf spielte in den 1980er Jahren mit Fortuna Bonn in der Bundesliga und wurde Nationalspieler, Mutter Jutta war in der 2. Bundesliga aktiv.
Um sich wie auch sein Vater den Traum von der Bundesliga erfüllen zu können, musste Becker Junior einen Umweg einschlagen. Fünf Jahre spielte er beim TuS Mondorf. Mit dem Zweitligisten holte er das Maximum heraus, wurde drei Mal hintereinander Zweitliga-Meister.
Trotz Meisterschaft kein Aufstieg mit Mondorf
"Das Gefühl, Meister zu werden und das drei Mal in Folge zu bestätigen, ist unfassbar", sagt Becker. Wie auch schon in den beiden Jahren zuvor, wurde der Meistertitel auch in der letzten Saison groß gefeiert. Allerdings stand schon frühzeitig fest: Mondorf wird auch in der Saison 2024/25 nicht in der Bundesliga antreten. "Klar war da auch viel Frust und Trauer dabei, gerade weil man zu einer guten bis sehr guten Mannschaft in der Bundesliga gehört hätte."
Die Gründe für die Nicht-Aufstiege waren verschiedene. Der Verein, der ausschließlich von Ehrenamtlern geführt wird, trainiert und spielt in einer Schulhalle. Ein Volleyballfeld, auf dem ausschließlich Volleyball-Linien eingezeichnet sind, gibt es im nahen Umfeld nicht, ist aber für eine Teilnahme in der Bundesliga Voraussetzung.
Becker schafft Sprung nach Düren in die VBL
Und auch an finanziellen Mitteln scheitert der Aufstieg Jahr für Jahr. "Wir haben viel unternommen, haben nochmal das Marketing aufgebaut und versucht die Werbetrommel zu schwingen, um Sponsoren zu gewinnen. Wir haben bis zum Schluss versucht, das Unmögliche möglich zu machen", sagt der Polizei-Student. Der Abschied aus Mondorf war für Becker die einzige Chance, bei den ganz großen in der Bundesliga mitmischen zu können. Leicht fiel er ihm nicht. "Da sind Freundschaften für's Leben entstanden, das war wie eine Familie."
In Düren empfingen Becker ganz andere Strukturen, der Verein wird professionell geführt und gehört zu den top vier Teams der Liga. "Der Sprung ist schon gewaltig, da liegen Welten dazwischen", sagt der 26-Jährige, der sein Leben dem Ziel Bundesliga anpassen musste. "Ich habe um die zwölf Kilo abgenommen, das war für mich der Ehrgeiz zu sagen, 'ich will bestmöglich in meine Vorbereitung gehen, sodass der Sprung von der 2. In die 1. Liga körperlich nicht so groß ist'."
Becker vereint Leistungssport und Studium
Und auch der Trainingsrhythmus ist in Liga Eins ein anderer. Bis zu zwölf Trainingseinheiten kommen auf Becker in Düren jede Woche zu. "Das ist natürlich etwas ganz anderes im Vergleich zu vorher, wo ich nur drei Mal á drei Stunden mein Training hatte."
Innerhalb eines Sommers hat sich der Volleyball für Becker vom Amateursport hin zum professionellen Sport gewandelt. Möglich ist das auch, weil ihm sein Arbeitgeber, die Polizei, das Spitzensport-Förderprogramm ermöglicht.
Persönlicher Saisonstart geglückt
Der Schweiß und das Vereinen von Sport und Beruf haben sich bereits früh in der Saison ausgezahlt. "Die ersten Spiele liefen für mich sehr gut. Es kommen immer mal wieder kleine Häppchen, wo ich meine Chancen bekomme", sagte Becker, der sich nach Jahren als Leistungsträger in Mondorf erst an seine neue Rolle als Reservist gewöhnen musste. "Ich muss mich im Training und Spiel beweisen, das ist gar nicht so einfach, wenn man lange draußen sitzt."
Auch wenn der Saisonstart für die powervolleys mit zwei Siegen aus fünf Spielen nicht nach Maß lief, ist Becker mit seinem persönlichen Bundesligastart zufrieden. "Ich habe schon deutlich mehr gespielt, als ich das gedacht habe. Das stimmt mich sehr glücklich."