Eigentlich war Julian Pauli schon ein fester Bestandteil des Kölner Kaders - nein, mehr noch: Er war nach starken Leistungen in der Hinrunde aus der Startelf nicht mehr wegzudenken. Dabei ist der Innenverteidiger gerade erst 19 Jahre jung. Doch dann verletzte sich das Jungtalent und war drei Monate lang nicht spielbereit. Pauli ist ein Paradebeispiel für den Kölner Weg: Den Nachwuchs zu gestandenen Profis weiterentwickeln.
Personalprobleme in der FC-Abwehr
"Es war eine richtige Prüfung für ihn. Er hat in dieser ganzen Zeit einmal mehr gezeigt, dass er ein Kämpferherz hat und sich nicht unterkriegen lässt", lobte Struber vor dem Spiel am Samstag gegen den SC Paderborn. Der Verteidiger konnte die ganze Woche ohne Rückschlag am Mannschaftstraining teilnehmen. Trotzdem steht er noch nicht im Kader - ebenso wenig wie Kapitän Timo Hübers, der kurzfristig ausfällt.
In der Defensive fehlen mit Routinier Dominique Heintz und Jusuf Gazibegovic gleich zwei weitere Stammspieler. Da das Spiel für Pauli zu früh kommt, steht ein anderes Abwehrtalent vor seinem Kader-Debüt bei den Profis: Mikail Özkan gehört erstmals zum Kreis der Auserwählten, die in den Mannschaftsbus einsteigen dürfen. 20 Spiele in der Regionalliga stehen für den 21-Jährigen bisher in der Vita. Zum fünften Mal im Kader ist zudem der 22-jährige Emin Kujovic dabei.
Köln-Coach Struber über Pauli - "Hat ein Kämpferherz". Sport. 28.03.2025. 01:31 Min.. Verfügbar bis 28.03.2026. WDR.
Köln braucht "kreative Lösungen"
Özkans Nominierung ist beispielhaft für die Kreativität, die der FC immer wieder in dieser Saison zeigen musste und muss. Teilweise spielte Mittelfeldspieler Eric Martel als Innenverteidiger, teilweise spielte sich ein anderer junger Abwehrspieler in den Fokus: Neo Telle. Dieser bildete mit Pauli schon in der U19 ein erfolgreiches Abwehrduo. Nun könnte er von Paulis Abwesenheit profitieren und eine Startelf-Chance bekommen. "Wir haben viel Vertrauen in ihn", erklärte Struber.
Telle und Pauli sind wohl die jüngsten Beispiele der erfolgreichen Kölner Jugendarbeit. In den letzten Jahren entwickelten die "Geißböcke" immer wieder Jugendspieler zu Profis weiter. Ismail Jakobs, Jonas Urbig oder auch die Nationalspieler Florian Wirtz und Yann Bisseck - sie alle wurden in Köln ausgebildet. Nicht zu vergessen sind die aktuellen FC-Profis Jan Thielmann, Max Finkgräfe, Damion Downs oder Tim Lemperle.
Transfersperre begünstigte Nachwuchsentwicklung
Doch zur Wahrheit gehört auch, dass die Kölner regelmäßig ihre talentierten Jugendspieler an größere Vereine verlieren. Lemperle wird der Nächste sein, der den FC ablösefrei in Richtung Bundesliga verlässt. Wirtz wurde noch im Jugendalter von Leverkusen geködert, Bisseck debütierte zwar für die Kölner in der Bundesliga, wurde anschließend aber mehrfach verliehen, ehe er in Dänemark sein Glück fand - und den Durchbruch schaffte.
Immerhin für Jakobs oder zuletzt Urbig nahm der FC eine hohe Millionensumme ein. Von einigen Fans wird dem Klub vorgeworfen, dass Talente nicht genug gefördert werden. Klar ist, dass nicht jedes Jungtalent den Sprung in Köln schafft. Fakt ist aber auch: Aufgrund der Transfersperre, die noch bis Januar 2025 eine neue Registrierung neuer Spieler verhinderte, war und ist der FC neben dem Binden von langjährigen Stammspielern besonders auf den Nachwuchs angewiesen.
Nächste Generation steht schon bereit
Immerhin elf Eigengewächse, also Spieler, die man selbst ausgebildet hat, laufen für den 1. FC Köln aktuell auf. Nur Hertha BSC bietet in der 2. Bundesliga davon noch mehr auf. Schon sechsmal betrug das Durchschnittsalter der "Geißböcke" weniger als 24 Jahre - der FC macht aus der Not eine Tugend und setzt auf die Jugend.
Hinter Telle, Finkgräfe oder Pauli scharrt derweil schon die nächste Generation mit den Hufen. Stürmer Jaka Cuber Potocnik, dessen Wechsel die Transfersperre nach sich zog, sowie die Defensivakteure und U17-Weltmeister von 2023, Faysal Harchaoui und Justin von der Hitz, sollen als Nächste perspektivisch den Sprung zu den Profis schaffen.
Junge Garde muss sich gegen Paderborn beweisen
Nur mit Nachwuchsspielern wird Köln gegen den Tabellendritten wohl nicht antreten - zu wichtig ist die Partie. "Es gibt einige Jungs aus der zweiten Mannschaft, die bereit sind für die nächsten Schritte", erklärte Struber auf der Pressekonferenz. Einen Tag später kam die Hiobsbotschaft von Hübers. So eröffnen die diversen Hiobsbotschaften ungwohnte Chance für die von Struber angesprochene junge Garde um Telle und Özkan.
Doch festzuhalten ist ebenfalls: Die Leistungsträger des Teams sind ebenfalls noch nicht allzu alt. Da dürfte sich jemand wie Luca Waldschmidt mit seinen 28 Jahren schon fast wie ein "Opa" in der jungen Rasselbande vorkommen. Martel oder Thielmann zählen erst 22 Lenzen, Lemperle oder Denis Huseinbasic sind nur unwesentlich älter. Für die "jungen Wilden" wird Paderborn eine Bewährungsprobe sein, ob die Zukunft des FC wirklich rosig und bundesligatauglich aussieht.
Unsere Quellen:
- Webseite des 1. FC Köln mit Spieler-Steckbriefen
- Pressekonferenz des 1. FC Köln
- Datenportal transfermarkt.de