Völlig frustriert zog sich Timo Horn das Trikot über das Gesicht. Der Torhüter des VfL Bochum wäre nach der 0:1 (0:0)-Heimniederlage seines Teams gegen die TSG 1899 Hoffenheim am Samstag wohl am liebsten im Rasen versunken. Dass einen Tag nach dem erneuten Sieg am Grünen Tisch vor dem DFB-Bundesgericht der große Befreiungsschlag im Abstiegskampf ausblieb, lag nicht zuletzt an Horns folgenschweren Patzer.
Dem 31-Jährigen war ein harmloser Fernschuss von Hoffenheims Tom Bischof in der 72. Minute über die Handschuhe gerutscht. "Natürlich muss ich den Ball halten, das ist keine Frage. Er springt anders weg als ich dachte", sagte Horn am Sportschau-Mikrofon nach dem Spiel. "Das Ding nehme ich natürlich klar auf meine Kappe. Das tut mir extrem leid für die Mannschaft in so einem wichtigen Spiel."
Noch im Dezember galt der VfL als fast sicherer Absteiger aus der Fußball-Bundesliga. Es folgte eine Aufholjagd und der Sprung auf den Relegationsplatz 16.
Im Spiel gegen Hoffenheim verpasste es Bochum aber nun, die Konkurrenz im Tabellenkeller weiter unter Druck zu setzen. Stattdessen mussten die Bochumer nun zumindest die TSG erst mal davonziehen lassen.
An der Castroper Straße bleibt man aber auch nach der bitteren Heimniederlage zuversichtlich: "Wir kämpfen weiter. Ich bin sicher, wenn wir die Einstellung weiter auf den Platz bringen, packen wir den Klassenerhalt", sagte Horn. "Wir glauben weiter ganz fest daran."
VfL-Trainer Dieter Hecking stärkte Horn, den er erst im Februar zur Nummer eins im Bochumer Tor gemacht hatte, auch nach dem Patzer den Rücken: "Er ist jetzt nicht die Nummer anderthalb, er ist die eins", sagte Hecking nach dem Spiel.
Die Hecking-Elf war gegen Hoffenheim trotz der Niederlage keineswegs die schwächere Mannschaft, überzeugte mit Leidenschaft, Dynamik und einer stabilen Defensive. "Ein herber Rückschlag war das jetzt nicht. Klar, das Ergebnis ist enttäuschend, aber die Leistung war wieder völlig in Ordnung", sagte Bochums Stürmer Philipp Hofmann zu der Pleite.
Im Angriff fehlte jedoch die nötige Durchschlagskraft – entweder waren die Abschlüsse zu harmlos, wurden im letzten Moment geblockt oder durch zu langes Zögern vergeben. "Das ist ärgerlich. Ein Unentschieden wäre das gerechtere Ergebnis gewesen", sagte Hecking nach dem Dämpfer. "Das ist Abstiegskampf. Solche Ergebnisse musst du in Kauf nehmen, wenn du deine Ziele erreichen willst."
VfL aktuell auf dem Relegationsplatz
In der Tabelle hatte Bochum bereits vor dem Spieltag durch das Berufungsurteil des DFB-Bundesgerichts im Feuerzeugwurf-Eklat zwei Punkte gutgeschrieben bekommen, was den Sprung auf den Relegationsplatz ermöglichte. Der vor Gericht unterlegene Bundesliga-Konkurrent Union Berlin hat zwar weitere rechtliche Schritte angekündigt, insbesondere den Zug vor das Ständige Schiedsgericht der Lizenzligen. Vorerst liegt der VfL mit diesen zusätzlichen Punkten aber zwei Zähler vor dem an diesem Wochenende erneut erfolglosen 1. FC Heidenheim und nur vier hinter dem FC St. Pauli, der aktuell auf einem Nichtabstiegsplatz steht.
"Ich bin nach wie vor sehr optimistisch, weil die Mannschaft jede Woche Vollgas gibt", sagte Hecking mit Blick auf den Abstiegskampf und verwies auf noch zehn verbleibende Spiele in dieser Saison.
Bochum nun gegen Top-Teams gefordert
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Philipp Hofmann vom VfL Bochum
Allerdings hat es das Restprogramm in sich: Am kommenden Samstag wartet auswärts der FC Bayern München, danach folgen Partien gegen Eintracht Frankfurt, bei Bayer Leverkusen und gegen den VfB Stuttgart. "Klar ist das jetzt ein schweres Programm. Aber wir sind stabil die letzten Spiele", sagte Hofmann.
Auch Mitspieler Bernardo richtet den Blick nach vorn. "Wir sollten uns jetzt keine großen Gedanken machen, sondern positiv bleiben und weiterarbeiten. Unsere Ausgangslage für die letzten zehn Spiele ist in Ordnung", sagte der Brasilianer.
Unsere Quellen:
- Timo Horn im ARD-Interview
- Nachrichtenagenturen dpa und sid
Quelle: red/dpa/sid