MSV Duisburg - der kuriose Aufstieg aus der Chaos-Liga

Stand: 23.04.2025, 15:55 Uhr

Durch den Rückzug des KFC Uerdingen darf der MSV Duisburg den vorzeitigen Aufstieg in die 3. Liga bejubeln. Doch es gibt in der kuriosen Saison noch letzte Zweifel - die der MSV auf dem Platz ausräumen will.

Von Markus Kramer

Wenn der MSV Duisburg am Freitagabend (19.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach II antritt, steht der Verein bereits als Aufsteiger fest. Nach dem Rückzug des finanziell stark angeschlagenen KFC Uerdingen und der damit einhergehenden Annullierung sämtlicher Punkte des KFC sind die Duisburger uneinholbarer Meister der Liga und dürfen sich damit schon jetzt auf die Drittklassigkeit freuen.

Die Uerdinger selbst hatten den Rückzug in einem auf der eigenen Webseite veröffentlichten Statement in Frage gestellt, auf ein Umdenken des Insolvenzverwalters gepocht sowie rechtliche Schritte eingeleitet - und doch bestätigte der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) am Dienstag auf WDR-Anfrage, dass die Annullierung sämtlicher Uerdinger Partien Bestand habe, sowie der Verein als Absteiger feststehe.

Duisburg feiert noch nicht

Grund zu Feierlichkeiten also bei den Duisburgern, die nach dem bitteren Abstieg im Vorjahr direkt wieder hoch dürfen? Nicht wirklich. Der MSV reagierte auf die Aufstiegsmeldungen mit gemischten Gefühlen. "Ehrlicherweise hätte ich mir ein anderes Aufstiegsszenario gewünscht", sagte MSV-Präsident Christian Stiefelhagen gegenüber dem WDR. "Man muss abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Ich bin da im Moment zurückhaltend."

MSV-Präsident Stiefelhagen - "Ich bin eher zurückhaltend" 00:32 Min. Verfügbar bis 23.04.2026

Die Situation, die Stiefelhagen anspricht, wird von zwei Themen maßgeblich beeinflusst: Zum einen wäre da die Lage des KFC, der noch immer darum kämpft, die Saison auf dem Platz beenden zu dürfen, auch wenn die Chancen dafür gering erscheinen.

Und dennoch, sollte die Insolvenzverwaltung um Anwalt Thomas Ellrich zu einem Umdenken kommen - aus eigenen Stücken oder durch eine gerichtliche Intervention - hätte man laut WDFV "eine neue Situation". Eine zurückgenommene Abmeldung aus dem Spielbetrieb - das wäre auch für den Verband Neuland und erfordere eine erneute Prüfung.

1. FC Düren: Wird die Saison zu Ende gespielt?

Des Weiteren spielt auch die konfuse Situation rund um den 1. FC Düren eine Rolle. Sollte der ebenfalls schwer finanziell angeschlagene Verein bis zum 30. April auch noch seine Mannschaft zurückziehen, wäre die Tabellenlage wieder eine andere - und für den MSV doch wieder ein zusätzlicher Punkt für den Aufstieg nötig.

Die Dürener spielen derzeit mit mehreren unbezahlten Profis, die in einem über die sozialen Medien organisierten Casting für den Verein gewonnen wurden. Sämtliche zuvor aktive Spieler hatten infolge der Insolvenz gekündigt, mit der neuen Mannschaft gab es drei klare Niederlagen. Der Verein hat zur Finanzierung der Zukunft eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.

Aufstieg kann aus eigener Kraft eingetütet werden

Duisburgs Trainer Dietmar Hirsch | Bildquelle: ddp/Revierfoto

"Das wird wahrscheinlich irgendwann in jeder Comedy-Show auftauchen. Da habe ich absolut kein Verständnis für", hatte MSV-Trainer Dietmar Hirsch schon bei Bekanntwerden der Internet-Casting-Aktion gewettert. Das Chaos rund um Uerdingen bringt eine weitere Dimension in die konfuse Liga - die der MSV aller Voraussicht nach verlassen wird.

Klar ist, dass die Duisburger den Aufstieg aus eigener Kraft mit einem Punkt in Mönchengladbach sicherstellen können. Die zweitplatzierten Gütersloher, die theoretisch noch eingreifen könnten, haben keine Drittliga-Lizenz beantragt. Oberhausen, als Drittplatzierter zwar mit beantragter Drittliga-Lizenz, hätte in jeglichem Szenario rein punktemäßig keine Chance mehr, an Duisburg heranzukommen.

16.000 Duisburg-Fans in Mönchengladbach

Der Aufstieg könnte dann von über 16.000 Zebra-Fans, die laut Vereinsmitteilung in Mönchengladbach mit dabei sein werden, bejubelt werden. Dann auch ganz ohne Restzweifel. "Wir selbst können ja am Freitagabend mit einem Sieg absolut den Deckel drauf machen. Also, erst spielen und dann hoffentlich feiern", so Hirsch mit Blick auf die Partie in Gladbach.

Für den gebeutelten Traditionsverein wäre der direkte Wiederaufstieg ein finanziell wie emotional dringend benötigter Erfolg. "Ich weiß gar nicht, wie viele Hüte ich vor meiner Mannschaft ziehen muss. Jeder hat erwartet, dass wir durchmarschieren. Es gab aber noch keinen Absteiger, der direkt wieder aufgestiegen ist", sagte Hirsch nach dem 3:1 gegen Köln II am Ostersonntag.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Webseite des KFC Uerdingen
  • Pressekonferenz MSV Duisburg am 20.04.2025
  • Pressekonferenz MSV Duisburg am 24.04.2025
  • RevierSport