Das Wort "ausgerechnet" wird im Fußball gerne inflationär benutzt. Wenn an diesem Sonntag (16.30 Uhr) Rot-Weiss Essen am 18. Spieltag der 3. Liga beim VfL Osnabrück antritt, kommt man jedoch nicht drumherum. Denn dann gibt Uwe Koschinat sein Debüt auf der RWE-Bank. Und das - Achtung - ausgerechnet in Osnabrück, wo er erst Ende September entlassen wurde.
"Letztlich sind wir nicht mehr der vollen Überzeugung, in der aktuellen personellen Konstellation mit Uwe Koschinat als Cheftrainer in die Erfolgsspur zurückkehren zu können", sagte VfL- Sportgeschäftsführer Philipp Kaufmann damals.
RWE drei Punkte hinter dem rettenden Ufer
Mit Uwe Koschinat in die Erfolgsspur zurückkehren, genau das will nun Rot-Weiss Essen. Am Donnerstag hat RWE den 53-Jährigen als neuen Cheftrainer präsentiert hat. Er ist damit Nachfolger von Christoph Dabrowski, der nach dem 0:3 gegen 1860 München Anfang der Woche entlassen wurde. RWE ist in der Tabelle auf Rang 18 abgerutscht, der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz beträgt drei Punkte.
Das Spiel in Osnabrück ist deshalb auch unabhängig von der "Koschinat-Situation" brisant. Denn auch der VfL läuft seinen Ansprüchen aktuell hinterher und steht fünf Punkte hinter RWE auf dem letzten Tabellenplatz.
Und - Achtung - ausgerechnet jetzt haben auch die Niedersachen einen neuen Trainer präsentiert. Marco Antwerpen hat am Donnerstag das Team übernommen und folgt damit auf den erfolglosen Pit Reimer, der wiederum erst im September von Koschinat übernommen hatte.
Koschinat "tappt im Dunkeln"
So viel kann der neue RWE-Trainer seinem Team in der Vorbereitung auf das Spiel deshalb gar nicht verraten. "Ich tappe auch ein wenig im Dunkeln, wie Osnabrück in der Formation und taktischen Ausrichtung auftritt, dadurch, dass ein neuer Trainer an der Seitenlinie steht und der ganze Staff ausgewechselt wurde." Die Spieler kennt Koschinat dagegen gut, die Informationen will er aber eher dosiert weitergeben. "Da geht es darum, jetzt nicht zu übertreiben, sondern ganz entscheidende Dinge zu den Einzelspielern weiterzugeben", sagte er am Freitag.
Keine Rolle soll dagegen seine persönliche Situation mit seiner Rückkehr an alte Wirkungsstätte spielen. "Es wäre völlig falsch, meine persönlichen Emotionen in den Vordergrund zu rücken", sagte Koschinat, der rund zehn Monate in Osnabrück tätig war und in der vergangenen Saison mit der Mannschaft aus der 2. Bundesliga abgestiegen war.
Einen Groll hegt er gegenüber dem VfL nicht: "Ich war wirklich gerne Trainer in Osnabrück. Ich habe da in keinster Form Gelüste, nachzutreten. Sie sind in einer schwierigen Situation und zur Wahrheit gehört: Ich war zu Beginn auch Teil dieser Problematik. So ehrlich muss man gegenüber sich selbst sein. Und deswegen will ich in keiner Form persönliche Dinge in den Vordergrund stellen, sondern mich auf meine Aufgabe konzentrieren."
Koschinat setzt auf die Mentalität
Diese Aufgabe heißt: Kampf um den Klassenerhalt mit Rot-Weiss Essen. Viel Zeit für taktische Anpassungen hatte Koschinat nicht. Stattdessen habe er viele Einzelgespräche geführt und auch die Führungsspieler noch einmal in die Pflicht genommen.
In Osnabrück sei deshalb die Mentalität entscheidend: "Wir brauchen eine mutige und couragierte Leistung, um dort etwas mitzunehmen. Diesen Effekt will ich in den Vordergrund stellen. Es ist meistens so, dass das Ergebnis dem Inhalt der Leistung folgt. Ich werde jetzt alles dafür tun, dass wir eine Top-Leistung auf den Platz bringen. Denn dann folgt das Ergebnis, gerade in der Situation, in der sich die Osnabrücker befinden."
Zwar wolle Koschinat "das Schicksal von RWE nicht allein von diesem Spiel abhängig machen", ein Sieg wäre für RWE aber immens wichtig. Denn am letzten Spieltag der Hinrunde steht schon das nächste Kellerduell an. Dann kommt der aktuelle Tabellen-16., der VfB Stuttgart II, an die Hafenstraße.