Festlich gekleidete Menschen stehen auf einer Bühne, im Hintergrund bildet ein Feuerwerk einen Vorhang aus Funken

1. Juli 1997 - Hongkong fällt an China zurück

Stand: 17.06.2022, 16:57 Uhr

Als britische Kronkolonie war Hongkong, Tor nach Westen oder Osten, je nach Blickwinkel. "Ein Land, zwei Systeme" lautete das Versprechen nach der Rückgabe an China. Ein Trugschluss.

Die Sonderstellung Hongkongs beginnt im 19. Jahrhundert, als China infolge zweier Opiumkriege die Kontrolle über die wichtige Hafenstadt verliert. Offiziell abgetreten an die Briten wird die Insel 1842 mit dem Vertrag von Nanking. Schon bald wird der "Duftende Hafen" (so die Übersetzung des Namens Hongkong) zum Fluchtpunkt der Freiheit für viele Chinesen, unter anderem im Chinesischen Bürgerkrieg. Aus dem, was mal eine Ansammlung von Fischerdörfern war, entwickelt sich eine pulsierende Finanz- und Handelsmetropole.

Hongkong fällt an China zurück (am 01.07.1997)

WDR Zeitzeichen 01.07.2022 14:53 Min. Verfügbar bis 01.07.2099 WDR 5


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Ein Land, zwei Systeme

Für China ist Hongkong im Kalten Krieg das einzige Tor des isolierten kommunistischen Landes zur westlichen Welt. Und die einzige Möglichkeit, an kostbare Devisen zu gelangen. 1982 beginnen die Verhandlungen über eine Rückgabe zwischen Großbritannien und China. Zwei Jahre später die Einigung: 1997 soll Hongkong an China zurückfallen, aber bis 2047 weitreichende Autonomierechte behalten. Die Kernlosung für die chinesische Sonderverwaltungszone lautet: "Ein Land, zwei Systeme", das eine kapitalistisch, das andere auf dem Festland kommunistisch.

Die fehlende Demokratie

Der Kapitalismus funktionierte, aber Hongkong war keine Demokratie: Die Gouverneure der Kronkolonie, also die Regierungschefs, wurden nicht demokratisch gewählt, sondern von den Briten eingesetzt. Nach der Rückgabe setzt dann Peking die Regierungschefs ein. Doch China stellt freie und allgemeine Wahlen in Aussicht.

Die Sicherheitsgesetze

Bereits sechs Jahre nach der Rückgabe, 2003, versucht die pekingfreundliche Hongkonger Regierung erstmals mit einem sogenannten Sicherheitsgesetz Presse, Meinungs- und Versammlungsfreiheit massiv einzuschränken. Es kommt zu Protesten, das Gesetz wird zurückgezogen. 2014 - das Versprechen freier Wahlen ist immer noch nicht eingelöst - formiert sich die Demokratiebewegung.

Am 30. Juni 2020 tritt ein chinesisches Sicherheitsgesetz für Hongkong in Kraft, das weltweit kritisiert wird. Es setzt die Demokratiebewegung massiv unter Druck. Viele Aktivisten werden verhaftet oder verlassen das Land. 2021, bei der jüngsten Wahl zum Hongkonger Parlament, wurde die große Mehrheit der Kandidaten von einem pekingtreuen Wahlkomitee ausgewählt. Oppositionelle waren gar nicht erst zugelassen.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Almut Finck
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. Juli 2022 an den Rückfall Hongkongs an China. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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