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Zeichnung: Friedrich Arnold Brockhaus

4. Mai 1772 - Der Verleger Friedrich Arnold Brockhaus wird geboren

Stand: 26.04.2022, 16:26 Uhr

Lange gilt: Wer was auf sich hält, muss das Brockhaus-Lexikon im Wohnzimmer haben, notfalls als Staubfänger. Im Kaiserreich wird es auf Wunsch sogar mit einem Wandregal geliefert.

Friedrich Arnold Brockhaus, geboren am 4. Mai 1772 in Dortmund, wird zunächst einmal Kaufmann. Aus England importiert er als Tuchhändler grobe Wollstoffe. Erfolgreich ist er damit nicht. Als Napoleon 1806 Festland-Europa für Warenlieferungen aus England abriegelt, ist das Geschäftsmodell von Brockhaus passé. Seinem Kindheitstraum gemäß gründet er eine Buchhandlung, die bald zu einem Verlag wachsen wird.

Friedrich Brockhaus, Verleger (Geburtstag, 04.05.1772)

WDR Zeitzeichen 04.05.2022 14:54 Min. Verfügbar bis 04.05.2099 WDR 5


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Lexikon als "Konsensmaschine"

1808 sieht sich Brockhaus auf der Leipziger Buchmesse um. Dort bietet ein Drucker ein unvollendetes sechsbändiges Werk feil - ein so genanntes Conversationslexikon für die Unterhaltung in geselliger Runde. Aber wozu braucht es dazu ein Lexikon? Brockhaus erkennt das Potential, das damals sonst keiner sieht.

Kurz vor den Napoleonischen Kriegen ist die öffentliche Meinung extrem geteilt. Das Conversationslexikon versorgt seine Leser dabei als eine Art "Konsensmaschine" mit verlässlichem wie unverfänglichem Wissen.

Verleger mit Ecken und Kanten

Brockhaus selber gibt im Verlag den Redaktionsdiktator, der alles absegnen will und nicht wenige Lexikoneinträge selbst verfasst. Nach außen beißt er jeden weg, der seine - eigentlich ja nur geklaute - Lexikonidee kapern will.

Vor allem der Konkurrent Macklot aus Stuttgart macht Brockhaus zu schaffen: Von der wegweisenden fünften Auflage aus dem Jahr 1820 - zehn eng bedruckte Oktavbände mit insgesamt 9.762 Seiten - bringt er einen billigen Raubdruck auf den Markt.

Lieferung auf Wunsch mit Wandregal

Statt der Schwarmintelligenz von heute wie etwa beim Wikipedia-Projekt ist die Kontrollinstanz zu Brockhaus-Zeiten der Chef selbst. Er schreibt nicht nur einzelne Artikel, er konzipiert auch das Lexikon als Ganzes. Denn das ist die eigentliche Herkulesaufgabe.

Bis zur sechsten Auflage, die 1824 kurz nach seinem Tod erscheint, hat er sein Lexikon endgültig in den Nimbus der Unfehlbarkeit gehüllt. Mehr noch: Wer was auf sich hält, muss das Ding im Wohnzimmer haben, notfalls eben nur als Staubfänger. Im Kaiserreich wird es auf Wunsch sogar mit einem Wandregal geliefert.

Doch nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs ist die Welt eine andere geworden. Die 14. Brockhaus-Auflage aus dem Kaiserreich - in Halbleder, mit Rankenmuster auf den Buchrücken - wirkt bereits wie aus der Zeit gefallen.

Die 20. Auflage im Jahr 2006 wird die letzte. Der Druck durch die Wikipedia ist zu groß geworden. 2009 verkauft die Familie die Markenrechte an Bertelsmann.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Kerstin Hilt
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 04. Mai 2022 an den Geburtstag des Verlegers Friedrich Arnold Brockhaus. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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