Der zurückgezogen lebende Monarch mag die Veranstaltung als unnötige Provokation empfinden. Noch mehr aber schmerzt ihn, wie dabei das Andenken an eines seiner großen Vorbilder beschmutzt wird: Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV., der Versailles im 17. Jahrhundert zu einem prunkvollen Zeugnis absolutistischer Macht ausbauen ließ.
Mit Schloss Herrenchiemsee, nach Neuschwanstein und Linderhof das dritte und letzte von Ludwigs Schlossbauprojekten, will er sich ganz in diese Zeit hineinträumen: Herrenchiemsee ist eine akribische Versailles-Kopie. Und eine aberwitzig teure dazu. Hilfe naht am Ende von unerwarteter Seite.
Wie Historiker heute wissen, hat Ludwig II. für seine briefliche Zustimmung zur Kaiserproklamation jahrelang Zahlungen in Millionenhöhe erhalten – aus Preußen. Ein neues Versailles, finanziert mit preußischer Goldmark: ein geschichtlicher salto mortale, wie ihn wohl nur ein Bayernkönig hinbekommt.
Redaktion: Hildegard Schulte