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Alfred Döblin, 1938

ZeitZeichen

10.08.1878 - Geburtstag von Alfred Döblin

Stand: 14.06.2018, 15:49 Uhr

Mit einer "Parabel vom Jedermann" schrieb sich Alfred Döblin 1929 in die Weltliteratur. "Berlin Alexanderplatz", die Geschichte des aus dem Gefängnis entlassenen Arbeiters Franz Biberkopf, spiegelt die moderne Großstadt als Moloch des Verbrechens. Als Facharzt für Nervenkrankheiten kannte sich Alfred Döblin mit den Abgründen und Störungen der menschlichen Seele bestens aus.

Von Christoph Vormweg

Erst war er ein Vorreiter des Expressionismus, dann der kühl registrierenden Erzählweise der Neuen Sachlichkeit. Sein "Filmstil" und eine stark rhythmisierende Prosa prägten seine Romane.

Aufgrund seiner jüdischen Abstammung sah sich Alfred Döblin 1933 gezwungen, vor den Nazis nach Frankreich zu fliehen. 1940 folgte die zweite "Reise zwischen Himmel und Hölle": über Lissabon in die USA. Im trostlosen Exil, ohne Aufträge und hilfsbedürftig, wandte er sich dem Katholizismus zu.

Nach 14 Jahren kehrte er nach Deutschland zurück. Würde der Schöpfer des Franz Biberkopf dort noch einmal heimisch werden?

Redaktion: Ronald Feisel

Alfred Döblin, Schriftsteller (Geburtstag 10.08.1878)

WDR Zeitzeichen 10.08.2018 14:54 Min. Verfügbar bis 07.08.2028 WDR 5


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Alfred Döblin: Blick in Abgründe der menschlichen Seele

"Berlin Alexanderplatz" macht ihn 1929 berühmt. Seinen Erfolg kann Alfred Döblin als verfolgter Jude aber nicht lange genießen. Mit Fassbinders Fernsehverfilmung 1980 ist er lange nach seinem Tod wieder in aller Munde. Vor 140 Jahren wird Alfred Döblin geboren.

Alfred Döblin, 1938

In der Psychiatrie lernt Alfred Döblin die Abgründe der menschlichen Seele kennen. Mit 33 Jahren lässt er sich als Nervenarzt nieder. Neben Arthur Schnitzler und Gottfried Benn ist er der dritte deutschsprachige Arzt auf höchstem literarischem Niveau. Er schreibt zunächst in seiner Freizeit und beschäftigt sich schon früh mit Außenseiterfiguren und gestörten Persönlichkeiten.

In der Psychiatrie lernt Alfred Döblin die Abgründe der menschlichen Seele kennen. Mit 33 Jahren lässt er sich als Nervenarzt nieder. Neben Arthur Schnitzler und Gottfried Benn ist er der dritte deutschsprachige Arzt auf höchstem literarischem Niveau. Er schreibt zunächst in seiner Freizeit und beschäftigt sich schon früh mit Außenseiterfiguren und gestörten Persönlichkeiten.

Alfred Döblin kann den Erfolg aber nicht lange genießen. Für die Nazis ist er ein Jude und Vertreter einer "artfremden Asphaltliteratur". 1933 flieht der 54-Jährige mit seiner Frau und den vier Söhnen über die Schweiz nach Frankreich. Sie werden 1936 französische Staatsbürger, bevor sie vier Jahre später erneut in die USA flüchten müssen – wo sich Alfred Döblin noch fremder fühlt. Zwei Söhne bleiben zurück und kämpfen in der französischen Armee. Einer erschießt sich, als ihn die Wehrmacht gefangen nehmen will.