Ali Saoudi wird 1949 als zweitältester von zehn Kindern in Marokko geboren. Seine Kindheit in Casablanca beschreibt er als sehr inspirierend und vielschichtig. Denn viele Kulturen und Menschen unterschiedlicher Religionen haben sich in jener Zeit dort getroffen: Franzosen, Spanier, Christen, Muslime und Juden. Auch Weihnachten wurde in seiner muslimischen Familie gefeiert. Saoudi erlebt in seiner Kindheit das französische Protektorat noch mit und ist begeistert von der europäischen Kultur. Immer schon künstlerisch interessiert entwirft er bereits im Kindesalter Motive für die Teppichproduktion der Familie, die Teppiche fertigen seine Mutter und seine Geschwister an.
Nach dem Abitur in Marokko möchte er raus, die Welt und im Besonderen Europa entdecken. Mit einem Interrail Ticket fährt er über Spanien nach Bordeaux und bewirbt sich dort, um ein Stipendium vom marokkanischen Staat zu erhalten, denn das ist die Bedingung, ein Medizinstudium. Doch der Wunsch nach einem Künstlerdasein treibt ihn nach Paris. Er reicht eine Mappe ein und bewirbt sich für ein Kunststudium an der Kunsthochschule Beaux-Arts.
Nach einer Europatour strandet Saoudi 1971 zufällig in Düsseldorf. In dieser Zeit lernt er auch seine deutsche Frau kennen. Er beginnt an der Kunstakademie bei Joseph Beuys und Rolf Sackenheim ein Studium, erlebt Beuys Aufstand, nach dem der Professor letztlich seinen Hut nehmen muss, hautnah mit. Der Kunststudent wirkt 1976 auch bei der Frankfurter Beuys-Ausstellung "mit - neben - gegen" mit und beendet 1977 die Kunstakademie mit seinem Meisterschülertitel.
Seither gibt es weltweit zahlreiche Ausstellungen seiner Werke, die Ost und West verbinden. In den Arbeiten des Beuys-Schülers spiegeln sich seine marokkanische Herkunft und arabische Tradition ebenso wider wie langjährige Erfahrungen in Europa und insbesondere in Deutschland, wo er im rheinischen Neuss Wurzeln geschlagen hat.
Redaktion: Gesa Rünker