Lesefrüchte

"Die große Versuchung" von Mario Vargas Llosa

Stand: 09.08.2024, 08:54 Uhr

Musikjournalist Toño Azpilcueta recherchiert in Peru die ungewöhnliche Lebensgeschichte eines unbekannten, aber genialen Gitarristen und wird dabei mit dem Elend in seiner Heimatrkonfrontiert. Eigentlicher Protagonist von "Die große Versuchung" ist aber der peruanische Walzer. Wer den liebt, wird vom neuen Roman des peruanischen Nobelpreisträgers Mario Vargas Llosa begeistert sein.

Es ist sein letzter Roman, kündigt der inzwischen 88-jährige Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa am Ende des neuen Werks "Die große Versuchung" an. Nach wiederholten Ausflügen in andere Länder wendet er sich darin wieder seiner Heimat Peru zu. Es geht ihm einmal mehr um soziale und regionale Unterschiede, wobei er den peruanischen Walzer als mögliches Bindeglied zwischen Klassen und Regionen in den Mittelpunkt stellt.

Der Roman spielt zu Beginn der 1990erjahre. Musikjournalist Toño Azpilcueta stößt in einer Kneipe in der Hauptstadt Lima auf den unbekannten Gitarristen Lalo Molfino. Er hält ihn spontan für ein Genie und möchte deshalb dessen Lebensgeschichte schreiben. Doch Molfino ist spurlos verschwunden, und so beginnt der Journalist, über ihn zu recherchieren. Er landet dabei schließlich in einem Kaff im Nordwesten Perus, auf einer Müllkippe. Süffig erzählt der Autor über den Molfino-besessenen Toño und seine Recherchen. Streckenweise ist der Roman aber auch ein Essay über den Vals, den peruanischen Walzer.

Stilistisch kehrt Vargas Llosa zu seiner früheren, für die Leserschaft anspruchsvollen Technik zurück, verschiedene Erzählstimmen kunstvoll zu verschränken. Da tauchen dann schonmal auf einer Seite der Ich-Erzähler Toño, Stücke aus dessen Molfino-Biografie und der Essayist Vargas Llosa auf. Fans von dessen Frühwerk werden es mögen. Wer allerdings für peruanische Musik nichts übrig hat, wird sich mit "Die große Versuchung" langweilen.

Eine Rezension von Eva Karnofsky

Literaturangaben:
Mario Vargas Llosa: Die große Versuchung
Aus dem Spanischen von Thomas Brovot
Suhrkamp Verlag, 302 Seiten, 26 Euro