Krimicheck

"Die Toten vom Phoenix-See" von Gabriella Wollenhaupt

Stand: 13.09.2024, 13:29 Uhr

Marie flieht mit ihrer Tochter Olga vor deren gewalttätigem Vater nach Dortmund. Auf dem Baugelände des künstlichen Phoenix-Sees gibt ihr Kneipenbesitzer Günna einen Job und Unterschlupf in einem Wohnwagen. Bis den jemand abfackelt. Ein spannendes Ruhrpott-Szenario mit einem Schuss Humor.

Marie flieht mit ihrer kleinen Tochter Olga vor deren gewalttätigem Vater, einem Priester aus Bayern. Auf dem Gelände eines ehemaligen Dortmunder Stahlwerks entsteht gerade eine neue Siedlung, am Ufer des künstlich angelegten Phoenix-Sees. Dort liegt auch die Bar von Günna, bei dem Marie Arbeit als Tänzerin und Unterschlupf in einem Wohnwagen findet. Der wird eines Nachts abgefackelt und Marie verbrennt.

Sehr einfühlsam erzählt Gabriella Wollenhaupt in die "Die Toten am Phoenix-See" Maries traurige Lebensgeschichte. Fünfzehn Jahre später, 2023, haben sich am Phoenix-See vor allem gut situierte Menschen angesiedelt. Auch Olga lebt dort mit Adoptivmutter Sommerberg, einer Detektivin, die seinerzeit nach der spurlos verschwundenen Vormieterin von Maries Wohnwagen gesucht hatte.

Olga hielt ihren Vater immer für den Mörder, und nun erwachsen, macht sie sich auf die Suche nach ihm. Unterstützung erhält sie von einem neuen Oberstaatsanwalt. Der Vater ist inzwischen Bischof und wunderbar lächerlich. Nach vielen spannenden Verwicklungen widerfährt Marie am Ende zumindest Gerechtigkeit. Günnas Bar, in der sich einst Bauarbeiter und ehemalige Stahlwerker trafen, ist allerdings inzwischen Geschichte.

Gabriella Wollenhaupt nutzt für Plot und Figuren geschickt die Umbrüche, die der Strukturwandel der Region aufgezwungen hat. Ein gelungenes Ruhrpott-Szenario, schnörkellos geschrieben mit einem Schuss unterschwelligem Humor. Gabriella Wollenhaupt kann Krimi. Auch ohne Grappa.

Eine Rezension von Eva Karnofsky

Literaturangaben:
Gabriella Wollenhaupt: Die Toten vom Phoenix-See
Grafit Verlag, 2024
208 Seiten, 13 Euro