Auf Tuchfühlung mit urwüchsigen Rindern – In der Wisent-Wildnis Wittgenstein

In dem weitläufigen Schaugehege in Bad Berleburg-Wingeshausen kann man – mit etwas Glück – den imposanten Rindern ganz nahe kommen. Zehn Tiere leben dort auf einem 20 Hektar großen, naturbelassenen Areal.

Unterwegs in der Wisent-Wildnis in Bad Berleburg-Wingeshausen

Zac ist das größte Tier der Wisentherde. Der beeindruckende Bulle hat bereits für Nachwuchs im Gehege gesorgt. Angeführt wird die Gruppe allerdings von einer Leitkuh. Das ist so üblich in Rinderherden. 

Zac ist das größte Tier der Wisentherde. Der beeindruckende Bulle hat bereits für Nachwuchs im Gehege gesorgt. Angeführt wird die Gruppe allerdings von einer Leitkuh. Das ist so üblich in Rinderherden. 

Zac in seiner ganzen Schönheit. Ein ausgewachsener Bulle kann eine Schulterhöhe von knapp zwei Metern erreichen und bis zu einer Tonne schwer werden. Schnell sind sie trotzdem: Wisente können bis zu 60 Stundenkilometer schnell laufen, wenn sie einmal Schwung geholt haben.

Damit Menschen die größten Landsäuger Europas aus der Nähe betrachten können, wurde das Schaugehege geschaffen. Die ersten Wisente sind im Dezember 2011 dort eingezogen. Parallel dazu wurde 2013 eine achtköpfige Wisentherde in Wittgenstein ausgewildert.

Von Beginn an hatte es Streit wegen dieses Auswilderungs-Projektes gegeben. In die Freiheit entlassen wurden die damals acht Tiere auf Wittgensteiner Gebiet. Aber leider halten sich Wildtiere nicht an Kreisgrenzen. Die Wisente zogen ins benachbarte Sauerland und die dortigen Waldbesitzer zogen auf die Barrikaden und vor Gericht, weil die Wisente ihre Bäume beschädigt hatten.

Inzwischen musste der Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein wegen der zahlreichen Klagen Insolvenz anmelden, kündigte den "Freisetzungsvertrag". Die zur Zeit 38 frei umherstreifenden Wisente gelten seitdem als "herrenlos". Sie dürfen jedoch nicht getötet werden, da sie unter Schutz stehen. Bleibt die Frage: Ist es in Deutschland überhaupt möglich, dass wilde Tiere in eine Kulturlandschaft zurückkehren?

Zurück auf den Wanderweg des Schaugeheges: Für die Besucher ist ein drei Kilometer langer Rundweg angelegt worden, der abenteuerlich ist. Wir queren Bäche, steigen Felstreppen hinauf und bewegen uns in derselben natürlichen Umgebung wie die Wisente.

Es geht über schmale Pfade, die uns weit weg vom Alltag führen, hinein in die stille Welt des Waldes. Während der Wanderung schwingt immer die Hoffnung mit: Werden wir die Wisente zu Gesicht bekommen? Da sich die Tiere auf einem eingezäunten, 20 Hektar großen Areal bewegen, kann es manchmal dauern, bis wir auf sie stoßen.

Der Dachsbau. Gehen Kinder durch das Wisent-Gehege, dann haben sie hinter der Unterführung das Gefühl, jetzt in der wirklichen Wisent-Welt zu sein. So erzählt es Jörg Sonneborn, der Führungen durch das Gebiet anbietet.

Die Wisent-Wildnis ist das ganze Jahr über geöffnet. Besonders reizvoll ist eine Wanderung auch an nebligen Herbsttagen. Dann wirkt der Wald wie verwunschen und es ist ganz still, weil der Nebel alle Geräusche schluckt. Wenn dann die Wisente aus dem Nebel auftauchen, ist das ziemlich aufregend.

Uns sind die Wisente nach einer anderthalbstündigen Wanderung begegnet. Es ist faszinierend, diese großen, urwüchsigen Rinder aus der Nähe zu erleben. Sie sind sehr ruhig, haben große, sanfte Augen und kupferfarbene Nasen.

Der Rundwanderweg durch die Wisent-Wildnis führt uns durch eine wohltuende Natur. Der gurgelnde Rohrbach fließt durchs Gelände. Schmale Pfade wechseln sich mit Weite ab. Man hat wirklich das Gefühl, in einer Wildnis zu sein.

Stand: 24.11.2023, 14:06 Uhr