"Die schwarze Spinne" von Jeremias Gotthelf
Stand: 10.01.2024, 11:46 Uhr
Als der Schweizer Schriftsteller und Pfarrer Jeremias Gotthelf im Jahr 1842 seine Novelle "Die schwarze Spinne" schrieb, ging es ihm – passend zur Biedermeierzeit und ganz im Sinne der christlichen Morallehre – um die Rückbesinnung der Gesellschaft auf Sitte, Anstand und Gottesfurcht. Heute lässt sich sein Schauermärchen auch in einem anderen Kontext lesen.
Ausstrahlung:
WDR 3 Lesezeichen Teil 1 vom 08. Januar bis 12. Januar 2024, 14.45 bis 15.00 Uhr.
WDR 3 Lesezeichen Teil 2 vom 15. Januar bis 19. Januar 2024, 14.45 bis 15.00 Uhr.
WDR 3 Lesezeichen Teil 3 vom 22. Januar bis 26. Januar 2024, 14.45 bis 15.00 Uhr.
WDR 3 Lesezeichen Teil 4 vom 29. Januar bis 02. Februar 2024, 14.45 bis 15.00 Uhr.
WDR 3 Lesung Teil 1 am 13. Januar 2024, 16.04 bis 17.00 Uhr.
WDR 3 Lesung Teil 2 am 20. Januar 2024, 16.04 bis 17.00 Uhr.
WDR 3 Lesung Teil 3 am 27. Januar 2024, 16.04 bis 17.00 Uhr.
WDR 3 Lesung Teil 4 am 03. Februar 2024, 16.04 bis 17.00 Uhr.
Die Rahmenhandlung der Novelle spielt an einem sonnigen Frühlingstag im 19. Jahrhundert: Auf dem Gehöft einer wohlhabenden Bauersfamilie im Schweizer Emmental im Berner Oberland wird ein großes Tauffest gegeben. Als die Gäste den prächtigen Neubau besichtigen, entdecken sie darin zu ihrer Verwunderung einen einzelnen verwitterten schwarzen Holzpfosten. Der Großvater der Familie erzählt die schaurige Geschichte des uralten Stücks Holz: Es gemahnt an eine darin angeblich eingepflockte Spinne, die im Mittelalter zweimal eine todbringende Plage über die Gegend gebracht hat. Der erste Ausbruch im 13. Jahrhundert ging auf einen Pakt mit dem Teufel zurück, etwa 200 Jahre später führten Leichtsinn und Übermut zur zweiten Katastrophe. Die beiden Binnenerzählungen stehen einem Horrorfilm in nichts nach: Spannungsgeladen und alle grausigen Details ausleuchtend berichtet Gotthelf vom Wüten der Spinne unter Vieh und Mensch. Mancher, dem das Monster bereits auf dem Kopf sitzt, will dies nicht wahrhaben und trägt damit dazu bei, dass sich die Plage immer weiter ausbreitet. An beiden Ausbrüchen scheint jeweils eine aus der Fremde stammende, unangepasste und deshalb skeptisch beäugte Frau eine Mitschuld zu tragen. Doch auch die heimischen Dorfbauern lässt Jeremias Gotthelf nicht gut aussehen, die sich feige und mangels eigener Ideen auf den Teufelspakt einlassen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen.
Produktion: WDR 2024
Sprecherin: Regina Münch
Regie: Uta Reitz
Redaktion: Stefanie Laaser
Literaturangabe
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne
Reclam 1969, 2017