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Illustration zum Hörspiel Vom Wind verweht - Die Prissy Edition. Person auf der linken Seite: Scarlett, Person auf der rechten Seite: Celeste.

Vom Wind verweht - Die Prissy Edition

Stand: 17.05.2024, 00:01 Uhr

Audio-Blockbuster um eine der bekanntesten und widersprüchlichsten Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts: Scarlett O’Hara, Heldin der Liebesgeschichte "Vom Winde verweht". Die Sklavin Prissy an ihrer Seite macht die Abgründe der Zeit spürbar.

Von Margaret Mitchell und Amina Eisner

Das Hörspiel steht ab dem 17. Mai 2024 für ein Jahr zum Download zur Verfügung.

Zwischen Bürgerkrieg, Rassismus und Liebesdrama: Wie kann die Geschichte heute erzählt werden?

"Vom Winde verweht", ein Roman und Film aus den 1930er Jahren, ist bis heute weltberühmt. Keine Geschichte hat unser Bild von den Südstaaten und dem amerikanischen Bürgerkrieg so sehr geprägt wie Margaret Mitchells "Gone With the Wind". Gleichzeitig stehen Roman und Film für einen verklärenden, romantisierenden Blick und die Fortschreibung rassistischer Stereotype. Wie kann also die Geschichte der Heldin heute erzählt werden? Trotz - und wegen - der rassistischen Abgründe des Stoffs, der Teil unseres popkulturellen Gedächtnisses ist.

An Scarletts Seite steht eine Persönlichkeit, die die Brüche der Zeit spürbar macht: Prissy. Bei Autorin Margaret Mitchell als Sklavin und Dienstmädchen Nebenfigur, ist sie im Hörspiel - das hätte Mitchell sich nicht träumen lassen - Chronistin ihrer Lebensverhältnisse und Begründerin einer Tradition, die Schwarze Geschichte bis heute fortschreibt.

"Vom Wind verweht - Die Prissy Edition" setzt an diesem Punkt an. Die Erzählposition wird in die Hände derjenigen gelegt, die in der Vorlage zu Nebenfiguren, Klischees und Kollateralschäden degradiert waren: Die Versklavten kommentieren das Geschehen sowie den Rassismus und stellen ihn aus. Sie lassen uns eintauchen in das Leben am Vorabend des Bürgerkriegs, die Entbehrungen durch Krieg und Wiederaufbau. Verrat, Freundschaft und das Drama der Liebe reißen uns mit.

Die Hörspiel-Autorin Amina Eisner entwirft eine Familie im heutigen Berlin: Prissys Nachfahren erben die in den 1860er Jahren beginnenden Aufzeichnungen und damit auch die Verantwortung, diese Tradition weiterzuführen.

Die eine Geschichte kann nicht ohne die andere erzählt werden. Während wir mit Scarlett mitfiebern, lässt uns Prissy in die Untiefen von Ungleichheit, Unrecht und Unterdrückung blicken, die die USA und die Welt bis heute prägen. Vor dem Hintergrund von Rassismuserfahrungen im heutigen Deutschland entfaltet sich die Spannung der Wirren des amerikanischen Bürgerkriegs mit besonderer Intensität. Scarlett und Prissy, diese starken, unbeugsamen Frauen, ziehen uns in ihren Bann.