WDR 3 Werkbetrachtung: Robert Schumanns "Bilder aus Osten"
Robert Schumann war fasziniert vom Orient. Ein Buch eines mittelalterlichen Dichters inspirierte ihn zu dem sechsteiligen Klavier-Zyklus "Bilder aus Osten" zu vier Händen. Romantisch und sehr poetisch empfinden Anna und Ines Walachowski diesen Zyklus, ohne jedes arabische Kolorit.
Robert Schumann hatte bereits mehrere Gedichte aus dem "West-östlichen Divan" von Goethe vertont, als ihm ein Buch des Dichters und Sprachgelehrten Abu Muhammad al-Qasim Ibn Ali al-Hariri in einer Übersetzung von Friedrich Rückert in die Hände fiel. Ali a-Hariri reiht volkstümliche Geschichten ohne fortlaufende Handlung in sogenannten Makamen aneinander - eine Gattung arabischer gereimter Prosa.
Seitdem werden Schumanns "Bilder aus Osten" häufig mit dem Zusatz 'exotisch', 'arabisch' oder 'fremdländisch' versehen. Orientalische Musik, die arabische Tonskalen aufgreift, sucht der Zuhörer in den Bildern aus dem Osten allerdings vergebens. Das Klavierduo Anna und Ines Walachowski sieht darin vielmehr Stimmungsbilder voller Poesie und Innigkeit. Auch die von Schumann geschaffenen gegensätzlichen Charaktere Florestan und Eusebius finden die Interpretinnen in den sechs Stücken wieder. Lediglich die kunstvolle Polyphonie der Stimmführung könnte auf die komplizierte arabische Dichtkunst verweisen.
Die Schwestern Ines und Anna Walachowski, die seit vielen Jahren gemeinsam auftreten, stammen gebürtig aus Polen und leben seit 1983 in Deutschland. Sie erläutern die verschiedenen Stimmungen, Farben und die Kunst der Zurückhaltung bei der Interpretation der "Bilder aus Osten" von Robert Schumann.
Eine Collage von Barbara Overbeck
Redaktion: Eva Küllmer
CD-Tipp
Brahms & Schumann
Anna Walachowski (Klavier)
Ines Walachowski (Klavier)
Label: Oehms Classics
Bestellnummer: OC 449