WDR 3 Werkbetrachtung: Franz Schuberts "Unvollendete"
Eine Vielzahl von Geschichten ranken sich um Schuberts Sinfonie Nr. 7 in h-Moll. Viele sind erfunden und nehmen die Sicht auf das Wesentliche - die Musik. Der Dirigent Rasmus Baumann vermutet, dass Schubert seine eigene Sinfonie zu "krass erschien", um sie zu vollenden.
Als Franz Schuberts Sinfonie 1864, viele Jahre nach seinem Tod, am 17. Dezember in der Wiener Hofburg zum ersten Mal aufgeführt wurde, schrieb der Musikkritiker Eduard Hanslick: "Es sind die beiden ersten Sätze einer Symphonie, welche [...] für gänzlich verschollen galt. Wir müssen uns mit zwei Sätzen zufrieden geben, die [...] auch neues Leben in unsere Concertsäle brachten. Wenn nach ein paar einleitenden Tacten Clarinette und Oboe einstimmig ihren süßen Gesang über dem ruhigen Gemurmel der Geigen anstimmen, da kennt auch jedes Kind den Componisten, und der halbunterdrückte Ausruf ‚Schubert’ summt flüsternd durch den Saal. Er ist noch kaum eingetreten, aber es ist, als kenne man ihn am Tritt, an seiner Art, die Thürklinke zu öffnen."
Sinfonien hatten zur damaligen Zeit meist vier Sätze, auch die anderen Schubert-Sinfonien sind viersätzig. Wie es der Beiname "Unvollendete" andeutet, besteht seine 7. Sinfonie nur aus zwei Sätzen, die in der Gestaltung Ähnlichkeiten zeigen. Beide stehen in einem Dreierakt. Das Tempo des ersten Satzes "Allegro moderato" ist ähnlich dem "Andante con moto" des zweiten Satzes. Auch lassen sich thematische Verbindungen zwischen den Sätzen finden.
Der Dirigent Rasmus Baumann entdeckt in Schuberts Sinfonie "musikalische Schocks", die unsere Hörgewohnheiten irritieren. Am Klavier demonstriert er in einer WDR 3 Werkbetrachtung die kompositorische Genialität der "Unvollendeten".
Eine Collage von Matthias Sakowski
Redaktion: Eva Küllmer