WDR 3 Werkbetrachtung: Mozarts "Don Giovanni"
Was macht Mozarts Oper "Don Giovanni" so genial und eindringlich? Der Dirigent Markus Stenz erläutert aus seiner persönlichen Sicht, wie ein Mord auf offener Bühne, Eifersucht, Verführungskunst und die Rückkehr eines Toten in Klang gesetzt werden.
Von Antonia Ronnewinkel
Fast drei Stunden lang zeigt die Oper eine bunte Folge von immer neuen Verführungen und Versteckspielen. Wie im Rausch stürmt der Titelheld Don Giovanni von einer Eroberung zur nächsten. Über zweitausend Frauen hat der Don Juan schon verführt. In seiner kurzen und einzigen Arie hört man die atemlose Gier nach immer neuen Liebesabenteuern.
Sein Diener Leporello hat darüber genau Buch geführt. Auf der Bühne entfaltet er eine Liste: ein endlos langes, wie eine Ziehharmonika gefaltetes Papier. Solche Faltblätter kennen wir bis heute, und sie sind benannt nach Giovannis Diener: Leporello.
Ähnlich wie die Faltblätter hat auch die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart bis heute Erfolg. An allen Opernhäusern Deutschlands und der Welt wird das "Dramma giocoso" immer und immer wieder gespielt. Grund für die Beliebtheit der Oper ist Mozarts Musik, die raffinierte Darstellung der Figuren und ihrer Gefühle. Die Melodien und Harmonien machen unterschiedlichste Regungen hörbar - von der Zärtlichkeit bis hin zur Gewalt. Seine todesmutige Arroganz wird Giovanni zum Verhängnis. Nicht umsonst heißt der Titel der Oper vollständig: "Der bestrafte Wüstling - oder: Don Giovanni".
Ein erzürnter Vater stirbt im Duell, der Mörder und Frauenheld verstrickt sich in falsche Versprechungen, die betrogenen und geschändeten Frauen decken sein Spiel auf. Und Mozarts Musik kommentiert das alles - mal augenzwinkernd, mal wie in einem spannenden Thriller. Die Traditionen des volkstümlichen Stegreiftheaters und des tragischen Musikdramas treffen aufeinander.
Der Dirigent Markus Stenz erläutert die dramatischen Momente der Oper und konzentriert sich dabei auf die Hauptfiguren. Der ehemalige Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor von Köln ist für seine Konzertmoderationen und lebendigen Kommentare zur Musik bekannt. Von ihm erfahren wir mehr über Mozarts Musik zum Schicksal Don Giovannis.
Eine Collage von Antonia Ronnewinkel
Redaktion: Eva Küllmer