WDR 3 Werkbetrachtung: Georg Philipp Telemanns "Suite in a-moll"
Italienisches Drama, französischer Charme und polnische Volksmusik verbindet Telemann zu einer Suite für Blockflöte, Streicher und Basso continuo und ist damit ein Meister des 'vermischten Geschmacks'. Für die Blockflötistin Dorothee Oberlinger ein großartiges Beispiel für Telemanns Einfallsreichtum.
Georg Philipp Telemann starb vor 250 Jahren am 25. Juni 1767 im Alter von 75 Jahren und hinterließ über 3600 Werke. Damit gehört er zu den produktivsten Komponisten der Musikgeschichte. In die Wiege wurde ihm die Musik nicht gelegt, denn vor allem seine Mutter versuchte zu verhindern, dass Telemann den brotlosen und wenig angesehenen Beruf eines Musikers ergriff. So bildete Telemann sich größtenteils autodidaktisch und spielte "ausser Clavier, Violine und Flöte" auch "Hoboe, Traverse, Schalümo, Gambe, den Contrebaß und die Quint-Posaune".
In seiner siebensätzigen Suite in a-moll TWV 55:a2 verarbeitet Telemann französische, italienische, deutsche und osteuropäische Elemente. Die groß angelegte Ouvertüre erinnert in ihrer Form 'langsam-schnell-langsam' an Lully. Dann folgt der Satz "Les plaisirs". Der dritte Satz "Air a l'Italien" greift Elemente der italienischen Oper auf und überrascht mit Improvisationen und harmonischen Wendungen. Die Sätze vier bis sechs sind überschrieben: "Menuet I & II", "Rejouissance" und "Passepied I & II".
Den Schluss der Suite bildet eine Polonaise, die durch osteuropäische Musiker inspiriert wurde, denen Telemann in polnischen Kneipen zugehört hat. Die Suite ist aber weitaus mehr als eine Zusammenstellung der verschiedenen Nationalstile des Barockzeitalters. Telemann kombiniert, mischt die Elemente und bringt eine ganz eigene Virtuosität in die Musik. Schon seine Zeitgenossen rühmten ihn als Meister des 'gout mélange, des vermischten Geschmacks.
Die Blockflötistin Dorothee Oberlinger liebt den Farbenreichtum und die Abwechslung dieser Suite, die zugleich ein Repertoirewerk für jeden Blockflötisten darstellt und hohes technisches Können erfordert. Dorothee Oberlinger, die für ihre Einspielungen regelmäßig ausgezeichnet wird, unterrichtet als Professorin am Mozarteum in Salzburg und leitet dort das Institut für Alte Musik.
Im Jahr 2017 ist Dorothee Oberlinger aus Anlass des 250. Todestages von Telemann gemeinsam mit ihrem Kollegen Reinhard Goebel von der internationalen Telemanngesellschaft Magdeburg zur Telemannbotschafterin ernannt worden.
Eine Collage von Barbara Overbeck
Redaktion: Eva Küllmer
CD-Tipp
Georg Philipp Telemann: Suite in a-moll
Blockflötenkonzerte TWV 52: E1, F1, A1
Dorothee Oberlinger (Blockflöte)
Ensemble 1700
Label: Deutsche Harmonia Mundi
Bestellnummer: DHM 8876 5445 172