WDR 3 Werkbetrachtung: Max Regers "Beethoven-Variationen"
In seinen 12 "Beethoven-Variationen" mit Fuge zeigt Max Reger sehr unterschiedliche Züge seiner Persönlichkeit. Die Charakteränderungen des Themas leben von extremen Kontrasten. Welche Schichten in der Musik verändert und übereinandergelegt werden, erläutert das Klavierduo Hans-Peter und Volker Stenzl.
Im Sommer 1904 wählt Max Reger ein unschuldig singendes Klavierstück von Ludwig van Beethoven aus: die letzte der Bagatellen op. 119. Diese "Kleinigkeit", nicht gerade bekannt, wird zum Thema von 12 Variationen für zwei Klaviere. Mit zweimal 88 Tasten treibt Reger die Klangmöglichkeiten des modernen Flügels auf die Spitze. Zarte und lyrische Töne erwartet man von Max Reger nicht unbedingt, denn als Komponist, Dirigent, Organist und Pianist war er als schroffer Workaholic bekannt. Reger schreibt grazile Tongirlanden, die sich wie Liebende umschlingen und schroff abgerissenen Akkorde, deren Stampfen kein Ende findet.
Welche komplexen Herausforderungen Max Reger in den Noten für die beiden Klavierspieler bereit hält, erläutern die Pianistenbrüder Hans-Peter und Volker Stenzl am Instrument. Auf jede Aufführung folgen, so das Klavierduo, neben Glücksgefühlen immer auch "tagelanger Muskelkater".
Beim Publikum hatten die rund dreißig Minuten dauernden "Variationen über ein Thema von Beethoven" von Anfang an einen Riesenerfolg. Bis zu seinem Tod hat Max Reger sein Opus 86 im Schnitt einmal pro Monat im Konzert gespielt; so zum Beispiel 1905 im Kölner Konservatorium, 1906 in Hagen und 1916 bei seinem letzten öffentlichen Konzert in Aachen – einen Monat, bevor er im Alter von nur 43 Jahren an Herzversagen starb.
Eine Collage von Antonia Ronnewinkel
Redaktion: Eva Küllmer
CD-Tipp
Brahms / Liszt / Reger
Hans-Peter & Volker Stenzl, Klavier
Label: Ars Musici
Bestellnummer: 232278