WDR 3 Werkbetrachtung: Claude Debussys "Estampes"
Mit seinem dreiteiligen Klavierwerk "Estampes" erreicht Claude Debussy 1903 eine neue Stufe seiner kompositorischen Entwicklung. Der Weg zu seinem unverkennbaren Stil ist nicht mehr aufzuhalten. Michael Korstick erklärt die Besonderheiten des Werkes.
"Ich liebe Bilder beinahe genauso wie die Musik", gestand Claude Debussy einmal, der sich besonders für die Werke der Maler um Dante Gabriel Rossetti und John Everett Millais erwärmen konnte. Bei einigen seiner Kompositionen kann man erahnen, welche Bilder und welche Natur-Assoziationen Debussy inspiriert haben – allerdings war er immer darauf aus, allzu konkrete Verbindungen zu vermeiden.
Satzüberschriften dienten Debussy immer dazu, eine allgemeine Stimmung, eine suggestive Wirkung hervorzurufen. So verrät in den "Estampes", entstanden 1903 während eines Aufenthalts in Bichain im nördlichen Burgund, der einleitende Satz "Pagodes" Einflüsse der javanischen Gamelanmusik, die Debussy bei der Weltausstellung voller Faszination kennengelernt hatte. Die "Soirée dans Grenade" bildet eine Hommage an Andalusien, obwohl Debussy nie spanischen Boden betreten hat.
Am Ende lenkt Debussy den Blick auf eine alltägliche Situation in seiner unmittelbaren Umgebung: "Jardins sous la pluie", die Gärten im Regen. Hier reiht er die einzelnen Form-Glieder, die alle auf einer Art Keimzelle basieren, virtuos aneinander. Die Uraufführung der "Estampes" fand am 9. Januar 1904 in einem Konzert der Societé Nationale de Musique statt – mit Ricardo Viñes am Klavier.
Der Pianist Michael Korstick hat in den vergangenen Jahren sämtliche Klavierwerke von Claude Debussy auf CD eingespielt. Für WDR 3 erläutert er "Estampes" mit den wesentlichen Merkmalen.
Eine Collage von Christoph Vratz
Redaktion: Eva Küllmer
CD-Tipp
Claude Debussy Piano Music Vol. IV
Künstler: Michael Korstick
Label: Swr Classic