WDR 3 Werkbetrachtung: Brahms' Klaviersonate Nr. 3

Gerade einmal 20 Jahre alt war Johannes Brahms als er seine Klaviersonate Nr. 3 zu Papier brachte. Der Pianist Matthias Kirschnereit beschreibt eine emotionale Musik mit Liebesrausch, Verzweiflung und Zuversicht.

1853 machte Brahms eine Reise am Rhein entlang, strotze vor Selbstbewusstsein und guter Laune. Und ausgerechnet Brahms, der sich selten über außermusikalische Bezüge in seinen Werken äußerte,   stellt dem zweiten Satz drei  Verszeilen von  C.O. Sternau voraus.

"Der Abend dämmert, das Mondlicht scheint,
Da sind zwei Herzen in Liebe vereint
Und halten sich selig umfangen
"

WDR 3 Werkbetrachtung: Brahms' Klaviersonate Nr. 3 WDR 3 TonArt 27.06.2018 14:37 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

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Es handelt sich dabei nicht um Programmmusik, aber die lautermalerische Beschreibung einer lauen Sommernacht, in der das Mondlicht glitzert, sind für Matthias Kirschnereit unüberhörbar. Der zweite Satz dieser Brahms Sonate ist für den Pianisten ein auskomponierter, sehr körperlicher Liebesrausch, bei dem der Interpret aufpassen muss, dass 'er selber nicht verglüht'. Der vierte Satz mit Intermezzo (Rückblick) bezeichnet, kündet dann vom Scheitern dieser großen Liebe.

Matthias Kirschnereit geht sogar noch einen Schritt weiter und vertritt die gewagte These, dass Johannes Brahms in dieser Sonate sein eigenes Lebensmotto F.A.E – „Frei aber einsam“ prophetisch vorhersagt, angelehnt an das Motto des Freundes und Geigers Joseph Joachim.

Matthias Kirschnereit wurde als Poet am Klavier gefeiert und gilt als ausgesprochener Kenner der romantischen Klavierliteratur. Der Echo- Klassikpreisträger gibt rund 60 Konzerte im Jahr in den großen internationalen Musikzentren. Zu seinen Kammermusikpartnern gehören Christian Tetzlaff, Daniel Müller-Schott oder das Amaryllis Quartett. Seit 2012 ist Matthias Kirschnereit Künstlerischer Leiter der Gezeitenkonzerte Ostfriesland.  

Eine Collage von Barbara Overbeck

Redaktion Eva Küllmer