Eine 3D-Illustration der Königin von Iceni, mit dem Schriftzug "Boudicca - Die Keltenkriegerin".
Eine Zeichnung zeigt Boudicca, wie sie von einem Podest zu Gefolgsleuten für den Aufstand gegen die Römer spricht.

Boudiccas Biografie

Stand: 04.10.2023, 17:19 Uhr

Boudicca ist eine herausragende Figur der Geschichte. Doch warum haben wir noch nicht von ihr gehört, obwohl sie in England sogar als Volksheldin verehrt wird? Ihr Aufstand gegen eines der mächtigsten Reiche in der Geschichte der Menschheit ist ein faszinierendes Kapitel in der keltischen, britannischen und römischen Geschichtsschreibung.

ACHTUNG SPOILER: Aus den Beschreibungen von Boudiccas Leben und Taten ergeben sich Hinweise auf die Handlung unserer Serie!

Was wir wissen und was wir nicht wissen

Es gibt nur wenige historische Quellen für das Leben der Keltin Boudicca. Als die zuverlässigste gilt der römische Geschichtsschreiber Tacitus. Er wurde wenige Jahre vor ihrem Tod geboren und sein Schwiegervater war in Britannien stationiert. Außerdem recherchierte er in Senatsakten zu den Geschehnissen. Trotzdem muss man davon ausgehen, dass er einige Inhalte literarisch übertrieben hat. So war es damals üblich. Bis heute ist die Ärchäologie bemüht, Belege für seine Darstellungen zu finden.

Boudiccas Geburt um das Jahr 30 n. Chr. und ihre Abstammung aus einer einflussreichen keltischen Familie sind relativ gut dokumentiert. Aus Münzfunden weiß man, dass der Stamm der Icener im Osten des heutigen Englands heimisch war. Sie heiratete Prasutagus, den König der Icener.

Boudiccas erste Kontakte mit Rom

Schon im Jahr 43 n. Chr. begann das Römische Reich auf Befehl von Kaiser Claudius mit der Eroberung Britanniens. Die Beziehung zwischen den keltischen Stämmen und den Invasoren war komplex, es gibt durchaus Interpretationsspielräume. Prasutagus versuchte wohl, eine Art Kompromiss zu finden, indem er die römische Herrschaft akzeptierte und gleichzeitig die Unabhängigkeit seines Volkes zu wahren suchte. Heutzutage spricht man von einem Klientelkönig, der sein Gebiet nominell autonom regieren konnte, Rom aber untergeordnet war. Doch als Prasutagus um 60 n. Chr. in recht hohem Alter stirbt, brechen die Konflikte wieder aus und die Römer beginnen, die Icener zu unterdrücken.

Als ein Grund wird oft sein Testament erwähnt. Darin soll Prasutagus je zur Hälfte den damaligen Kaiser Nero und seine beiden Töchter zu Erben ernannt haben. Weil Frauen im Römischen Reich aber zu keinem Besitz berechtigt waren, sollen die Römer mit Plünderungen und vermeintlichen Steuereintreibungen begonnen haben. Auch die Königsfamilie litt stark unter den römischen Repressalien. Tacitus berichtet, dass die Römer Boudicca auspeitschten und ihre Töchter missbrauchten.

Der Boudicca-Aufstand

In Folge dieser Ungerechtigkeiten plante Boudicca den Aufstand gegen die römische Herrschaft. Er begann mit der Vereinigung ihres Stammes der Icener mit benachbarten Stämmen wie den Trinovanten. Gemeinsam zogen sie gegen die römischen Siedlungen Camulodunum (Colchester), Londinium (London) und Verulamium (in der Nähe des heutigen St Albans). Es sollen brutale Massaker gewesen sein, bei denen rund 70.000 Römer und romanisierte Kollaborateure getötet wurde und die Siedlungen in Schutt und Asche gelegt wurden.

Die Niederlage an der Watling Street

Die Schlacht an der Watling Street, einem Verkehrsknotenpunkt, der die römischen Siedlungen miteinander verband, sollte den Wendepunkt im Konflikt markieren. Der römische Feldherr Gaius Suetonius Paulinus wollte eigentlich einen Feldzug gegen eine walisische Druideninsel starten und brachte so zwei gut vorbereitete Legionen in den Südosten. Boudiccas keltische Truppen wiederum seien zwar zahlenmäßig weit überlegen gewesen, aber schlecht ausgerüstet für einen Nahkampf. Tacitus berichtet, dass etwa 250.000 Menschen auf britannischer Seite gegen 10.000 militarisierte Römer keine Chance gehabt hätten. Und so kommt es zu einer verheerenden und blutigen Schlacht. Er schreibt von einem Verhältnis von 80.000 toten Kelten zu 400 getöteten Römern. Der Aufstand war niedergeschlagen.

Das Schicksal von Boudicca wiederum bleibt ein Rätsel. Sie starb unter ungeklärten Umständen, auch wenn sich zwei Narrative durchgesetzt haben: Entweder soll sie sich selbst aus Scham vergiftet haben oder ihren Kampfverletzungen erlegen sein.

Hier müssen wir wohl noch mal an die literarischen Übertreibungen erinnern. Denkt daran! Auch wenn ihr hört, sie sei unter der Londoner U-Bahn-Station King's Cross St. Pancras begraben. Alles Legende!

Die Bedeutung der Königin fürs Heute

Zeigt aber auch: Die Bedeutung von Boudicca reicht über ihren Aufstand hinaus. Sie wird oft als Symbol des britischen Widerstands gegen die fremde Eroberung betrachtet. Ihre Tapferkeit und Entschlossenheit inspirierten Generationen von Briten, insbesondere in Zeiten des nationalen Stolzes und des Freiheitsgeistes.

In der modernen Kultur bleibt Boudicca eine wichtige Figur. Sie hat einen Platz in der Literatur, im Gaming und in der Musik gefunden (jetzt macht's Klick mit Enya, den Fugees, P. Diddy und The Weeknd, oder?). Ganz in der Nähe vom Big Ben in London zeigt eine Statue sie und ihre Töchter auf einem Streitwagen und erinnert so an Standhaftigkeit, Freiheitssinn und Kampfgeist. Boudicca, die Kriegerkönigin der Icener, bleibt als eine der bedeutendsten Frauen in der Geschichte Großbritanniens und der keltischen Welt in Erinnerung.