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Natalie Amiri, Shanli Anwar und Michel Abdollahi

Was man jetzt über Iran wissen sollte

Iran im Herzen: Zwei Jahre Frau, Leben, Freiheit

Stand: 13.09.2024, 06:00 Uhr

Warum schließen immer mehr Moscheen im Land der religiösen Hardliner? Was ist kulinarisch eher unverzichtbar, Kebab oder Kaviar? Und wieso unterstützt unsere feministische Außenpolitik die iranische Frauenrechtsbewegung nicht? Host Shanli Anwar tauscht sich aus mit Journalistin Natalie Amiri und Entertainer Michel Abdollahi. 

Was du über Iran wissen solltest - mit Natalie Amiri und Michel Abdollahi

COSMO Iran im Herzen 13.09.2024 58:08 Min. Verfügbar bis 27.08.2035 COSMO Von Shanli Anwar


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Shownotes zur Sendung


00:30 - Journalistin und Autorin Natalie Amiri: Instagram

00:40 -  Conférencier und Entertainer Michel Abdollahi: Instagram 

01:30 - Welche Rolle spielt die Religion des Islam heute noch in Iran?

06:00 - Dies oder das? Salam oder Duroud? Wälder oder Wüste? Teppich oder Tadigh? Kebab oder Kaviar? Mit Kopftuch oder ohne?

08:30 - Natalie Amiri: "Zwischen den Welten - von Macht und Ohnmacht in Iran"

Michel Abdollahi: "Deutschland schafft mich - ​​Als ich erfuhr, dass ich doch kein Deutscher bin"

12:20 - Umfrage: Was wissen Menschen in Deutschland über Iran? Was verbindet ihr mit dem Land? Schickt eure Einflälle gerne an: iranimherzen@wdr.de
 
13:30 - Persien vs. Iran
 
16:00 - Nationalstolz und Arroganz vs. Gastfreundschaft
 
21:30 - Warum sind Menschen mit iranischen Wurzeln oft so gebildet?
 
25:30 - Konflikt zwischen Iran und Israel - und Irans Strategie dahinter
 
32:00 - Kann Iran Demokratie? Mehr zum Putsch 1953 gegen den demokratisch gewählten Premierminister Mossadegh findet ihr hier: Iran und die Religion: 70 Jahre Putsch gegen Mossadegh | blaetter
 
33:30 - Auf welche Weise unterstützt der Westen das Regime weiter und warum? Über die Lage der zwei politischen Gefangenen mit deutscher Staatsbürgerschaft, Nahid Taghavi und Jamshid Sharmad, haben wir in dieser Folge "Iran im Herzen" ausführlicher gesprochen: Hinter Gittern für die Freiheit
 
42:00 - Bamdad Esmaili im Gespräch mit der iranischen Aktivistin Kosar Eftekahri, der bei den Frau-Leben-Freiheit-Protesten im Herbst 2022 in das rechte Auge geschossen wurde: Instagram
 
49:00 - Wie ernstzunehmend ist eine iranische Opposition im Ausland? Wie die Islamische Republik Oppositionsarbeit bewusst mit Cyber-Agenten zerschlagen hat besprechen wir in der Folge zu Propaganda-Strategien des Regimes mit Journalistin Golineh Atai und Autorin Samira El Ouassil: Wie Irans Propaganda in Deutschland wirkt
 
Podcast Tipp: Im News-Podcast 06:30 erfahrt ihr jeden Morgen von Montag bis Freitag kompakt, was wichtig ist in Politik und Gesellschaft. Dabei zeigt 06:30 immer, dass Nachrichten auch unterhaltsam, spannend, emotional sein können - also alles andere als langweilig.

"Die Bundesrepublik legt sich mit der Islamischen Republik nicht an", davon ist Michel Abdollahi zwei Jahre nach den großen Straßenprotesten in Iran überzeugt. Natalie Amiri pflichtet ihm bei. Zum Start der 2. Staffel "Iran im Herzen" versuchen sie auf viele Aspekte einzugehen, die wichtig sind, um die Ereignisse rund um Iran zu verstehen. Es geht nicht nur um politische Themen, wie den Konflikt mit Israel, sondern auch um Alltagskultur. Warum gibt es so viele iranische Ärztinnen und Ärzte? Wie lässt sich die iranische Höflichkeitsgeste "Tarouf" erklären? Wieso kann man in einem Land mit striktem Alkoholverbot doch in einigen Restaurants Rotwein bestellen? Und: Wie betrifft uns das, was in Iran passiert auch in Deutschland? Gerade im Kontext der "Frau, Leben, Freiheit"-Bewegung.

"Die Bundesregierung hat gesagt, wir stehen an der Seite der iranischen Frauen. Der Kanzler hat gesagt, so ein Regime muss Konsequenzen befürchten. Aber es ist nichts passiert. 853 Menschen wurden hingerichtet, Vergewaltigungen sind in Gefängnissen passiert. Tausende Gefangene, Verletzte, Tote." Autorin und ehemalige ARD-Korrespondentin für Iran Natalie Amiri

Viele in der deutsch-iranischen Community seien unfassbar enttäuscht, dass nach 45 Jahren autoritärer Unterdrückung durch das Mullah-Regime kein politischer Wandel in Sicht sei, erklärt Michel Abdollahi. So gehe es natürlich auch den Protestierenden in Iran selbst: "Es gab viele, die daran geglaubt und alles riskiert haben." Eine davon ist die Aktivistin Kosar Eftekhari. Ihr wurde bei den Massendemonstrationen nach dem Tod von Jina Mahsa Amini vor zwei Jahren von Milizen gezielt in das rechte Auge geschossen. Eine wiederkehrende Taktik des Regimes, um die Demonstranten zu brandmarken. Kosar erzählt ihre persönliche Geschichte in "Iran im Herzen", mittlerweile lebt sie in Berlin. 

In Bezug auf die Zukunft Irans, ob eine Demokratie denkbar sei, geht der Blick erst zurück in die Geschichte des Landes. Was war eigentlich vor Mullahs unter der Monarchie möglich? Und dann gehen die Meinungen in Bezug auf die Entwicklung Irans und der Rolle des Westens etwas auseinander.

"Wir müssen uns abgewöhnen, so zu tun, als wäre die Staatsform, die wir hier haben, die beste Staatsform für alle anderen Menschen auf der Welt. Als würde der Iran dann prosperieren, wenn wir morgen dort einfach fünf Parteien hätten, die würden Wahlplakate aufkleben, und am Ende würde dort Jörg Schönenborn irgendwelche Prognosen vorlesen. Aber so sind die Iraner nicht, das wird niemals funktionieren." Jurist und Islamwissenschaftler Michel Abdollahi 

Die Islamische Republik wird erst durch einen historischen Überraschungsmoment ein Ende nehmen, glaubt Abdollahi. Natalie Amiri erinnert daran, dass der Begründer der Islamischen Republik, Ayatollah Khomeini, auch durch so einen nicht vorhersehbaren Moment überhaupt erst an die Macht gekommen sei. 

Natalie Amiri

Natalie Amiri ist die Tochter eines Iraners und einer Deutschen. Aufgewachsen in München war sie von Kind an oft zu Besuch in Iran, immer wieder auch zu historischen Schlüsselmomenten. Die Journalistin und Weltspiegel-Moderatorin hat bereits 2009 über die großen Proteste gegen Ahmadinedschads umstrittene Wiederwahl aus Iran berichtet. Das beschreibt Amiri ausführlich in ihrem Buch "Zwischen den Welten", wie auch weitere Erfahrungen als ehemalige ARD-Korrespondentin in Iran. 

Michel Abdollahi

Michel Abdollahi kam im Alter von fünf Jahren nach Hamburg, die Familie wollte sich vor dem Iran-Irak-Krieg in Sicherheit bringen. Erst hat Abdollahi dem Wunsch der Eltern entsprechend Jura studiert, später auf eigenen Wunsch Islamwissenschaften. Angefangen mit Poetry-Slams und preisgekrönten Fernsehreportagen aus deutschen Nazi-Dörfern, ist Abdollahi jetzt als Moderator im NDR "Käpt'ns Dinner" unterwegs.