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Leftside, Gemini

Leftside: "Gemini" - Multiple musikalische Persönlichkeit

Stand: 13.11.2024, 16:39 Uhr

Der Jamaikaner Leftside ist DJ, Produzent, Schlagzeuger, Keyboarder und Soloartist. Ein Mann mit vielen Gesichtern, passend dazu heißt sein Album "Gemini", also Zwilling. Darauf feiert er mit Kumpels wie Sean Paul eine gut gelaunte Dancehallparty abseits von düsteren Beats und Gangsterattitüde.

Von Adrian Nowak

Craig "Leftside" Parks ist einer der vielseitigsten Entertainer der jamaikanischen Dancehallszene, und wurde schon früh an Musik herangeführt. Er ist 1978 in Kingston zur Welt gekommen, sein Vater Lloyd Parks ist ein renommierter Sänger und Bassist und vor allem bekannt als Bandleader der We The People Band. Die begleiten in den 80ern die wichtigsten Acts der Insel, deswegen gehen Dennis Brown, Gregory Isaacs und Yellowman bei den Parks ein und aus. Als dreijähriger begegnet Leftside deshalb sogar Bob Marley.

Klein-Craig ist bei allen Proben dabei, fängt an, auf Töpfen und Schachteln zu Trommeln. Als Teenager wird er Schlagzeuger in Papas Band. Nebenbei arbeitet er als DJ und weil er zum Scratchen immer die linke Hand benutzt, taufen ihn seine Kumpels Leftside. 2003 fängt er an zu Produzieren, unter anderem singen jamaikanische Stars wie Vybz Kartel, Sean Paul, Shabba Ranks und Shaggy auf seinen Riddims - und irgendwann auch er selbst.

Der Zwilling mit den vielen Gesichtern

Bei so vielen Talenten ist es kein Wunder, dass sein Album "Gemini" heißt: Leftside liebt es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Schon als Kind spielt er mit seinen Action-Figuren und benutzt dabei unterschiedliche Stimmen, später persifliert er in einigen seiner Songs die Stimmen und Star-Allüren seiner Dancehall-Kollegen. Um "Gemini"anzukündigen kursierte eine Voicenote von Jason Statham im Netz, in der dieser "Gemini" als bestes Dancehall-Album aller Zeiten abfeiert. Die war aber nicht von Statham oder KI-generiert, sondern von Leftside selbst gesprochen. Auf "Gemini" hört man auch sein Alter Ego Dr. Evil, denn Leftside imitiert leidenschaftlich gern den durchgeknallten Bösewicht aus der Filmreihe Austin Powers. Auf dem Song "Zaddy" übernimmt Dr Evil die etwas expliziteren Parts.

Kein Fuss steht still

Aber auch die normale Stimme von Leftside begeistert auf "Gemini" mit einer markanten Vortragsweise, die zwischen nasaler und tiefer Stimme wechselt. Die Texte sind humorvoll und unbeschwert, die meisten Songs auf "Gemini" sind Partytracks oder Dancehall-typische Love-Songs. Alles ist von Leftside selbst produziert, klingt sehr tanzbar, minimal und geht unmittelbar in Ohr und Tanzbein. Die Grundlage ist der minimale und fröhliche Dancehallsound der 90er. Eine musikalische Antithese, denn der moderne Sound der Szene ist komplex und düster. Leftside arbeitet mit sehr einfachen, gradlinigen Rhythmen, und wenigen, aber einprägsamen Melodien.

Trotz dieser klassischen Grundlage experimentiert Leftside auf "Gemini" auch mit neuen Sounds: In einem Song hören wir Tablas und orientalische Flöten, ein anderer Song benutzt Baile Funk Drums aus Brasilien. Aber meistens sind 90er Jahre Dancehallgrooves die Grundlage, passend dazu zitiert er Flows von 90s Helden wie Admiral Bailey oder Beenie Man. Als Gast hört man auf "Tek Yuh Time" seinen alten Kumpel Sean Paul, für den er früher als DJ tätig war, sowie die Sängerin Nyanda, die auch schon Songs für J-Lo und Christina Aguilera geschrieben. Auf "Ghetto Gyal Whine" schaut Charly Black vorbei, bekannt von seinem Welthit "Party Animal". "Gemini" ist ein Album, bei dem kein Fuß stillsteht. Der perfekte Soundtrack für die WG-Sause oder den Weg zur Party. In Zeiten, in denen Dancehall aus Jamaika teilweise sehr düster daherkommt, setzt Leftside auf gute Laune, Humor und den unwiderstehlichen Dancehallgroove der 90er.