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Fat Freddy's Drop

Fat Freddy's Drop: "Slo Mo" - Trip nach Aotearoa

Stand: 06.11.2024, 09:00 Uhr

Fat Freddy's Drop sind seit 1999 eine der erfolgreichsten Indie-Bands aus Neuseeland, weltbekannt für einen einzigartigen Mix aus Reggae, Funk und Electronica. Ihr sechstes Album "Slo Mo" klingt wie ein Trip von Kingston nach Detroit - eine Jamsession voller Spielfreude und überraschender Twists.

Von Adrian Nowak

Wie schaffen Fat Freddy's Drop es immer wieder total eigen zu klingen? Ist da irgendwas in der Luft oder im Trinkwasser in Aotearoa, wie Neuseeland auf Maori genannt wird? Oder ist es vielleicht die Tatsache, dass die Insel abseits vom Rest des Planeten am unteren Ende der Erdkugel liegt und weniger von aktuellen Trends mitbekommt?

Vielleicht liegt es aber auch an der ungewöhnlichen Band-Konstellation. Denn im Mittelpunkt steht bei Fat Freddy's Drop ihr DJ Fitchie, der an seinem Sampler Bass, Drums und elektronische Sounds abfeuert. Dazu kommen live gespielte Bläser, Gitarre, Keyboard und der sanfte Tenor von Sänger Joe Dukie. Und dann wird gejammt!

Jam Session im Studio

Doch auf "Slo Mo" haben Fat Freddy’s Drop einiges anders gemacht als auf den Vorgängern, denn die Lieder haben sie alle im Studio geschrieben. Bei den Alben davor wurden noch viele Songs bei Konzerten live auf der Bühne entwickelt und erst später ausproduziert und aufgenommen. Seit ein paar Jahren hat die Band aber in Wellington ihr eigenes "BAYS"- Studio, wo die sieben Freunde ohne Zeitdruck herumexperimentieren können. Trotz der vielen Stunden im Studio sagt der Saxofonist Chopper Reeds, dass "Slo Mo" die bisher beste Abbildung eines Fat Freddy's Drop-Konzerts auf Albumlänge ist.

Von Jamaika nach Detroit

Und tatsächlich ist das Live-Feeling immer präsent, viele Songs erstrecken sich über sieben Minuten, es gibt Jam-Elemente, manche Lieder verändern sich mittendrin. "Avengers" beginnt als langsamer Funk Jam, später wird das Lied doppelt so schnell und zu treibenden Afrobeat im Stile von Fela Kuti. 
Und auch die Reihenfolge der Songs beschreibt eine interessante musikalische Reise. Am Anfang des Albums stehen eher durcharrangierte Reggae- und Soul-Songs, teilweise mit funky New Orleans-artigen Bläsern, später wird es elektronischer. In dem melancholischen "Oldemos" geht es um Liebeskummer. Eine Ausnahme auf dem ansonsten sehr positiven Album, bei dem es in Liedern wie dem Titeltrack viele motivierende Messages gibt: "Get yourself together, come in from the cold, just open up the door you've got the key!"

In den letzten drei Tracks wird mehr improvisiert und die Band driftet von souligem Reggae Richtung House und frühem Detroit Techno. Das Lied "Roland“"klingt wie eine funky Ode an die Synthesizer-Firma und kommt ohne Gesang aus. Bei den letzten zwei Songs ist die Stimme von Joe Dukie oft nur gespenstisch im Hintergrund zu hören und wirkt wie ein zusätzliches Instrument.

Pfeif auf die Trends

Fat Freddy's Drop pfeifen in ihrer Musik auf Spotify-Vorgaben oder Optimierungen für den Algorithmus, bei denen ein Lied nur zweieinhalb Minuten lang sein darf und am besten sofort mit Gesang beginnt. Stattdessen wurde "Slo Mo" zunächst auf Doppel-Vinyl veröffentlicht und erst zwei Wochen später auf anderen Plattformen. Auch aktuelle Musiktrends wie Trap oder Amapiano spielen keine Rolle, doch genau das macht das Album so spannend und authentisch. "Slo Mo" ist ein 61-minütiger Trip, den man sich am besten am Stück reinzieht, während man von den grünen Hügeln Aotearoas träumt.