Global Pop News 15.04.2025

Nigeria: Keine Songs gegen den Präsidenten spielen

Stand: 15.04.2025, 14:46 Uhr

Eedris Abdulkareems neuer Song „Tell Your Papa“ soll nicht mehr im Radio gespielt werden | Ozan Ata Canani mit neuem Song „Freund / dost“ | Neue Visa-Probleme unter Trump

Von Joyce Lee & Kai Brands

In Nigeria ist der Sänger und Rapper Eedris Abdulkareem ein Star, aber nun soll sein neuer Song „Tell Your Papa“ dort nicht mehr im Radio gespielt werden. Abdulkareem kritisiert im Lied den nigerianischen Präsidenten Bola Tinubu. Im Song heißt es, dass unter Tinubu die Lebenskosten gestiegen seien und Armut und Hunger zunehmen würden. Deswegen gab es in der Tat letzten Herbst massive Proteste gegen die nigerianische Regierung und die Inflation im Land.

Zum Beispiel sind die Benzinpreise um das Dreifache angestiegen. Abdulkareem schrieb „Tell Your Papa“, nachdem er ein Video von Seyi Tinubu gesehen hatte. Der Unternehmer und Sohn des Präsidenten habe darin mehrfach gesagt, dass sein Vater der beste Präsident sei, erzählte Abdulkareem dem nigerianischen Nachrichtensender „Channels Television“.

„Die beste Person, die mir die Möglichkeit gegeben hat und die mich zu dem Song inspiriert hat, war Seyi Tinubu, als er seinen Vater verteidigt hat. [...] Also muss ich ihm eine Message zurückschicken und ihm sagen: 'Hör mal: Es gibt Probleme! Menschen sterben! Es gibt Hunger und Korruption im Land!'“ Eedris Abdulkareem zur Entstehung des Songs

Während der Song im Netz viral geht, hat die nationale Rundfunkkommission Radio- und Fernsehsendern mitgeteilt, dass sie den Song nicht spielen dürfen – er sei „unangebracht“ und „anstößig“. Die Entscheidung, den Song aus dem Radioprogramm in Nigeria zu verbannen, stößt im Netz auf viel Kritik.

Mit der Zensur sei das Recht auf freie Meinungsäußerung in Gefahr. Eedris Abdulkareem appelliert währenddessen an seine Fans, dass sie „Tell Your Papa“ dann stattdessen streamen sollten.

Ozan Ata Canani mit neuem Song „Freund / dost“

In den Siebzigern hat Ozan Ata Canani türkische Rockmusik mit deutschen Texten groß gemacht, nun bringt der Pionier mit „Freund / Dost“ wieder neue Musik raus. Der Song ist eigentlich von 1979 und wurde vom Istanbuler DJ Bey neu geremixt. Und so ist die Stimme von Ozan Ata Canani zu hören, als er 18 Jahre alt war. Der Musiker ist als Jugendlicher mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland gekommen und brachte sich selbst bei, die Bağlama zu spielen.

Er begann Songs über die Erfahrungen der sogenannten „Gastarbeiter“ zu singen. In denen geht es um ungleiche Bedingungen, Ausgrenzung und Wünsche. Mit dem Song „Deutsche Freunde“ wurde er bekannt. Ozan Ata Cananis Karriere ging erst bis Mitte der Achtziger, vor rund zehn Jahren wurde seine Musik wiederentdeckt. Sein Debütalbum „Warte mein Land, warte“ erschien 2021. Ozan Ata Canani hat nun sein zweites Album „Die Demokratie“ angekündigt.

Darauf ist Ata immer noch an der Bağlama zu hören, er hat aber auch einige Gastmusiker:innen dabei. Unter anderem die Band Locas In Love aus Köln oder Jerome Bugnon, der sonst auch die Posaune bei der Band Seeed spielt. Das Album „Die Demokratie“ erscheint am 20. Juni.

Neue Visa-Probleme unter Trump: Trans-Artist Bells Larsen sagt US-Tour ab

Die Folgen des politischen Anti-LGBTQIA+-Kurses der Trump-Regierung in den USA werden für Betroffene zunehmend zur heftigen Realität. Der Fall des kanadischen Singer-Songwriters Bells Larsen macht aktuell die Runde und ist ein weiteres Beispiel dafür. Demnächst erscheint sein neues Album und im Rahmen der Release-Tour sollte es auch in die USA gehen. Bells Larsen ist trans und hat die US-Termine nun aber abgesagt. Hintergrund sind die neuen Visa-Regelungen in den USA.

In einem Instagram-Post bringt er es selbst so auf den Punkt:

"Um es super einfach auszudrücken. Es liegt daran, dass ich trans bin (und auf meinem Pass ein ‚m‘ [für männlich] steht), kann ich nicht in den USA touren." Bells Larsen

Letzte Woche hätte er die entsprechende Mail einer Musiker:innen-Vereinigung bekommen, die ihn darüber informiert hat. Demnach könnte er sich nicht mehr für ein Visum bewerben, weil bei seiner Geburt ein anderes Geschlecht angegeben wurde als das, das aktuell im Pass steht. Die Gedanken und Geschichten über Einreiseprobleme deswegen und weitere News hätten ihn zunehmend so sehr mental beschäftigt, dass er die Entscheidung getroffen hat, die Tour Termine abzusagen.

Es war eins der ersten Dekrete, die US-Präsident Donald Trump Anfang des Jahres unterzeichnet hat: In Zukunft sollen nur noch die Geschlechter „männlich“ und „weiblich“ anerkannt werden und das eingetragene Geschlecht bei der Geburt soll maßgeblich sein. Auch das Auswärtige Amt hat auf die entsprechende Änderung in den USA für Reisende schon hingewiesen. Auch für Menschen mit US-Pass, die etwa trans*, inter oder nicht-binär sind, hat der queerfeindliche Kurswechsel im Weißen Haus krasse Folgen. Darauf hat die US-Schauspielerin Hunter Schafer – bekannt z. B. aus der Serie „Euphoria“ – auch zuletzt in einem Video aufmerksam gemacht. Auf ihrem neuen Pass stehe wieder das „m“. Für sie als Transfrau könnte das bei Reisen z.B. öfter zum Zwangs-Outing und zu weiteren Komplikationen führen.

 T. Thomason reagiert auch

Der kanadische Artist T. Thomason hat mit einem eigenen Post auf Bells Larsens Schritt reagiert, darauf aufmerksam gemacht und seine Teilnahme an einem Festival in den USA abgesagt, weil es sich für ihn nicht sicher anfühlt, als kanadischer trans* Mann in die USA einzureisen. Er macht auch auf weitere Folgen aufmerksam. „Das ist offensichtlich sehr bedrückend und hat eine große Bedeutung für alle trans* Menschen außerhalb der USA – egal in welchem Beruf.“

In Musik wird es vor allem für kanadische Artists enorme Nachwirkungen haben, denn die USA sind ein riesiger Markt. Er hofft, dass es evtl. von Organisationen Fördergelder für trans* Artists gibt, die nicht in den USA auftreten können und denen somit auch wichtige Einnahmen verlorengehen.