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Screenshot: Konzertszene bei Yotube von Parastoo Ahmadi mit Band.

Global Pop News 16.12.2024

Parastoo Ahmadi wartet auf offizielle Anklage

Stand: 16.12.2024, 16:26 Uhr

Iranische Sängerin und Aktivistin stellt sich den Konsequenzen ihres Protests | Jay-Z Beschuldigerin räumt Ungereimtheiten in ihren Aussagen ein

Von Anne Lorenz

In Iran fordert Parastoo Ahmadi derzeit das Regime heraus. Ihr YouTube-Konzert, in dem sie ohne Kopftuch und in einem schulterfreien Kleid auftritt, geht im Netz viral. Jetzt wird die 27-jährige Sängerin und Aktivistin mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert. Am Samstag (14.12.) wurde sie gemeinsam mit zwei ihrer Bandmitglieder sogar kurzzeitig festgenommen. Laut ihrem Anwalt wurden alle drei in der Nacht auf Sonntag wieder freigelassen. Er habe jedoch bislang keinen Kontakt zu seinen Mandanten gehabt, die nun auf die offizielle Anklage warten müssten.

Bereits am Donnerstag (12.12.) hatte die iranische Justiz ein Verfahren gegen Ahmadi und ihr Produktionsteam eingeleitet. "Mizan", die Nachrichtenagentur der iranischen Justiz, berichtete, das Konzert habe weder den rechtlichen noch den kulturellen Standards des Landes entsprochen. In Iran dürfen Frauen ausschließlich vor weiblichem Publikum singen und müssen dabei den Hijab tragen.

Das Konzert hat mittlerweile fast zwei Millionen Aufrufe auf YouTube und kann als deutliches Zeichen gewertet werden. In Kürze soll in Iran das sogenannte "Gesetz zum Schutz der Familie durch Förderung der Kultur der Keuschheit und des Hijab" verabschiedet werden. Dieses sieht harte Strafen für Frauen vor, die sich nicht an die strengen Kleidungsvorschriften halten – von Geldbußen und Ausreisesperren bis hin zu Haftstrafen.

Das iranische Parlament hat das Gesetz bereits beschlossen, doch Präsident Massud Pezeshkian hat vorerst sein Veto eingelegt und den Nationalen Sicherheitsrat, die höchste Entscheidungsinstanz des Landes, eingeschaltet. Es ist daher möglich, dass das Gesetz zumindest teilweise abgeschwächt wird.

Welche Strafe auf die Sängerin Parastoo Ahmadi zukommt, bleibt abzuwarten. Im Netz wird sie für ihren Protest gefeiert und reiht sich ein in die Riege mutiger iranischer Musikerinnen und Musiker wie Shervin Hajipour, Zara Esmaili und Toomaj Salehi, die alle bereits wegen ihrer Musik in Haft saßen.

Jay-Z Beschuldigerin räumt Ungereimtheiten ein

Eine Frau beschuldigt die US-Rapper Jay-Z und Sean "Diddy" Combs, sie gemeinsam vergewaltigt zu haben, als sie noch eine Teenagerin war. Diese Frau hat nun Ungereimtheiten in ihrer Aussage eingeräumt, bleibt aber im Kern bei ihren Vorwürfen. Sie behauptet, bei einer Aftershow-Party der MTV Music Awards im Jahr 2000 vergewaltigt worden zu sein. Jay-Z weist diese Anschuldigungen entschieden zurück.

Die Frau gab dem Sender NBC News ein anonymisiertes Interview. Im Zuge der Recherche überprüfte das Team des US-Senders ihre Angaben und stieß dabei auf Widersprüche. So hatte sie etwa behauptet, bei der Party mit Rock-Musiker Benji Madden von Good Charlotte gesprochen zu haben. Madden erklärte jedoch, dass er 2000 gar nicht bei den MTV Music Awards gewesen sei, sondern zu der Zeit im Mittleren Westen der USA auf Tour war. Außerdem könne sich der Vater der Klägerin nicht daran erinnern, sie aus New York abgeholt zu haben, wie sie angibt.

Die Journalisten von NBC News konfrontierten die Frau im Verlauf ihrer Recherchen erneut mit diesen Ungereimtheiten. Dabei räumte sie Fehler ein und erklärte, dass sie sich nach 24 Jahren nicht mehr an alle Details genau erinnern könne. Dennoch hält sie an den Kernvorwürfen fest. In ihrem Interview sagte sie außerdem, dass sie zwar Angst vor den möglichen Konsequenzen ihrer Zivilklage habe, diese Angst jedoch nicht so groß sei wie die Vorstellung, sich innerlich davon auffressen zu lassen, nicht für sich selbst eingestanden zu sein.

Es ist wichtig zu betonen, dass es sich um eine Zivilklage handelt und kein strafrechtliches Verfahren. Gegen Jay-Z wird – anders als gegen Diddy – bisher nicht von staatlicher Seite ermittelt.