Der Indie-Pop der arabischen Welt

Yasmine Hamdan

Stand: 13.12.2017, 12:57 Uhr

Jim Jarmusch bescherte ihr den großen Durchbruch, als sie 2013 in seinem Film "Only Lovers Left Alive" sang. Doch da hatte die Libanesin schon eine Vergangenheit in der wegweisenden Electropop-Band Soap Kills hinter sich. Heute ist sie eine der ganz wenigen Sängerinnen, die weltweit mit arabischen Liedern Erfolg haben.

Sie wächst während der Bürgerkriegswirren auf, wechselt mit der Familie den Standort zwischen Beirut, den Emiraten und Griechenland. Nach dem Krieg eine Pioniertat: Mit dem Kollegen Zaid Hamdan gründet sie 1997 die erste Indie-Band des Libanon, das Electro-Popduo Soap Kills, das in der ganzen arabischen Welt Kultstatus erlangt. In ihrem Gesang greift Yasmine Hamdan auf die alten Lieder von Asmahan und anderer legendärer Diven der 1940er bis 1960er zurück, vereinfacht die arabesken Vokallinien aber zu einer allgemein verständlichen Popsprache. In Europa erregt die Wahlpariserin 2012 erstmals mit dem Madonna-Produzenten Mirwais Aufsehen, mit dem sie unter dem Namen Y.A.S. arbeitet, auch mit CocoRosie schließt sie sich zusammen. Für ihr Debüt "Ya Nass" holt sie Marc Collin von Nouvelle Vague ans Pult. Hamdan selbst und ihr Song "Hal" kamen 2013 in den Jarmusch-Streifen "Only Lovers Left Alive".

Ihr zweites Album "Al Jamilat" beschäftigt sich mit den Lebensbedingungen in einem Staat, der von Korruption und politischer Bigotterie geprägt ist. Es verleiht den Taxifahrern Beiruts eine Stimme, die die beißenden sozialen Kommentatoren des Libanon sind. Auch Porträts starker, rebellischer Frauengestalten entwirft Hamdan in ihren Lyrics. Die Musik dazu: Arabesk angehauchter, atmosphärischer Indie-Pop, stellenweise folkig, unter anderem von Musikern und Produzenten aus dem Umfeld von Depeche Mode, Brian Eno und Sonic Youth umgesetzt.

Diskografie:

  • Jamilat Reprise (2018, Crammed Discs)
  • Al Jamílat (2017, Crammed Discs)
  • Ya Nass (2013, Crammed Discs)
  • Yasmine Hamdan (2012, Kwaidan Records)