Von der Garage in die weite Welt

Konono N°1

Stand: 10.03.2021, 18:08 Uhr

Sie schlagen eine Brücke vom afrikanischen Busch zum Minimalismus und zum Punk: Das Kollektiv aus Kinshasa verbindet Schrottplatz und Moderne und kommt sogar bei Björk und Herbie Hancock an.

Gegründet wurden sie bereits in den 1960ern in Kongos Hauptstadt Kinshasa von einem Truckfahrer namens Mawangu Mingiedi aus der Ethnie der Zombo. Ihre Musik lässt sich zurückführen auf den Busch zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Angola. Sie ist geprägt von tranceartig, sich wiederholenden Melodien, die ursprünglich auf Hörnern aus Elefantenstoßzähnen gespielt wurden. Mingiedi hat sie auf das Daumenklavier Likembe übertragen. Da der zarte Ton der traditionellen Lameollophone aber nicht gegen den Straßenlärm ankommt, bastelt sich die Band aus Blattfedern alter Autos neuartige Daumenklaviere und konstruiert abenteuerliche Verstärker aus Megaphonen der Kolonialzeit und Magnetspulen. Sie sorgen für einen monströs schnarrenden, gnadenlos verzerrten Sound, der zudem noch rhythmisch von einem Perkussionsarsenal aus Karosserieteilen, Pfannen und Töpfen gepuscht wird.

Genau von diesem Sound ist der belgische Globetrotter Vincent Kenis begeistert. Er produziert 2005 mit der inzwischen schon nächsten Generation von Konono N°1 für das experimentierfreudige Brüsseler Label Crammed die erste, internationale CD, die prompt die Weltmusikcharts stürmt. In der Folge entdecken viele westliche Künstler die Garagenband aus Kinshasa: Björk arbeitet mit ihnen auf dem Album "Volta", ebenso Herbie Hancock, und Remixer von Megafaun bis zum Animal Collective machen sich an die Weiterverarbeitung. Neben Konono N°1 existieren ähnliche Projekte (z.B. die Kasai Allstars). Sie werden unter dem Stichwort Congotronics zusammengefasst.

Diskografie:

  • Congotronic (2004, Crammed Discs)
  • Lubuaku (2004, Terp Records)
  • Assume Crash Position (2010, Crammed Discs)
  • Konono N°1 Meets Batida (2016, Crammed Discs)
  • Kinshasa 1978 (2019, Crammed Discs)