Einer deren Frontsänger hieß damals Salif Keita, und geleitet wurde das Orchester von Kanté Manfila, einem der besten Gitarristen des Kontinents, bei dem Amadou sich in die Saitenkünste einweisen lässt. Mariam hingegen hat eine tiefe Verwurzelung in der lokalen Musik aufzuweisen, sang schon als Mädchen bei traditionellen Feiern.
An der Blindenschule entdecken die beiden ihre Passion füreinander und für die Musik. Die Duokarriere startet viel versprechend mit einer Institutsband. Doch um der schlechten musikalischen Infrastruktur zu entfliehen, begeben sie sich in den 1980ern an die Elfenbeinküste, nach Abidjan. Dort entstehen legendäre Kassettenaufnahmen. Noch bevor sie zurückkehren, sind sie bereits landesweit bekannt, was auch ein Licht auf die Geschwindigkeit der Raubkopierer wirft.
Mit dem Album "Sou Ni Tile" erobern sie schließlich den internationalen Markt: Ihr Stilmix aus Funk, Blues, Rock und Reggae, mal mit indischer, mal mit kubanischer Perkussion, bringt ihnen weltweite Tourneen ein. "Tje Ni Mousso" ("Mann und Frau") katapultiert sie endgültig in die europäischen Weltmusikcharts, der Nachfolger "Wati" basiert wieder stärker auf der Rockgitarre von Amadou und jenem spröden Rhythm and Blues, mit dem das Duo einst seine Karriere begann. 2004 ist die Überraschung perfekt: Manu Chao hat Wind von den Aktivitäten des blinden Paars bekommen und nimmt für ihre neue Produktion "Dimanche À Bamako" das Zepter in die Hand. Das Resultat ist eine launige Sonntagsfahrt durch den Sahel, mit funky Einflüssen vom Mestizo-Rock bis John Lee Hooker.
Inzwischen sind Amadou & Mariam in der Oberliga des Pop angelangt. Für ihr 2008 erschienenes Album "Welcome to Mali" verfremdete der Blur-Sänger und Gorillaz-Mastermind Damon Albarn, ein erklärter Fan des Duos, den Opener zu einer spacigen Disco-Hymne. Auch an einigen weiteren Stücken waren Stars beteiligt: mal griff Keziah Jones zur Gitarre, mal steuerte der Rapper K'naan ein paar Sprechgesang-Passagen bei. Auf dem Nachfolgealbum "Folila" sprangen die Popstars gleich im Dutzend ein, von New Yorker Szenegrößen wie dem Pop-Duo Scissor Scissors, der Rapperin Santigold bis zu Mitgliedern der Progrock-Band TV on the Radio. Auch der französische Rocksänger Bernard Cantat, der wegen Totschlags an seiner Freundin, der Schauspielerin Marie Trintignant, eine Haftstrafe absaß, tritt - als Rehabilitationsmaßnahme? - auf dem Album mit Mundharmonika und Gitarre erstmals wieder öffentlich in Erscheinung. Dabei hätte das blinde Sängerpaar so viel Starrummel eigentlich gar nicht nötig: der eingängige Blues-Rock, der ihr Markenzeichen ist, besitzt auch so seinen ungebrochenen Reiz.
Diskografie:
- La Confusion (2017, Because)
- Folila (2012, Because)
- Welcome to Mali (2008, Because)
- Je Pense À Toi (2005, Gitanes Jazz Productions)
- Paris - Bamako (2005, Because)
- Dimanche À Bamako (2005, Because)
- Wati (2002, Universal)
- Tje Ni Mousso (1999, Universal)
- Sou Ni Tile (1998, Universal)
- Le Couple Aveugle Du Mali Vol. 3 (1992, Maikano)
- Le Couple Aveugle Du Mali Vol. 2 (1990, Maikano)
- Le Couple Aveugle Du Mali Vol. 1 (1989, Maikano)