Strauss’ Mentor Alexander Ritter war es, der 1886 einen Zirkel von jungen Musikern um sich scharte, um das Erbe von Franz Liszt und Richard Wagner weiterzuführen, den Protagonisten der "Neudeutschen Schule". Der Meister von Bayreuth war drei Jahre zuvor verstorben, und Ritter erinnerte sich noch genau, wie er als Zwölfjähriger die Uraufführung des "Tannhäuser" unter Wagners eigener Leitung in Dresden miterlebt hatte. Keine andere von Wagners Opern hat eine so komplizierte Werkgeschichte. Schon während der Dresdner Aufführungen revidierte der Komponist die Partitur. Für die legendäre Inszenierung 1861 in Paris wurde der Text ins Französische übersetzt und ein Bacchanal eingefügt. Diese Version wurde dann in deutscher Rückübersetzung modifiziert auch in München sowie nach weiteren Änderungen in Wien gespielt.
Ursprünglich sollte "Tannhäuser" den Titel "Der Venusberg" erhalten, denn der deutschen Sage nach hält in dessen Innerem Venus mit ihren Nymphen und Nixen Hof und verführt Menschen dazu, sich dem Eros hinzugeben. An diesem Ort hält Tannhäuser sich zu Beginn der Oper auf. Er hat allerdings den Entschluss gefasst, zu den Menschen zurückzukehren: zu den Rittern, seinen Gefährten – und zu Elisabeth, deren Herz er beim "Sängerkrieg auf Wartburg" erringen möchte. Doch bei seinem Gesangsvortrag lässt er sich fatalerweise dazu hinreißen, auf seine sinnlichen Genüsse im Venusberg anzuspielen. Als Strafe für seine Sünden wird er vom Fürsten des Landes verwiesen. Auf Bitten Elisabeths darf er sich Pilgern anschließen, mit denen er nach Rom zieht. Als er zurückkehrt, berichtet er in seiner "Romerzählung", dass der Papst ihm keine Vergebung habe gewähren können. Elisabeth opfert ihr Leben, um Tannhäusers Seelenheil zu retten. Er stirbt an ihrer Seite.
Die Ouvertüre hat Wagner im Wesentlichen ins Spannungsfeld von zwei musikalischen Polen gesetzt: die innere Einkehr der nach Rom Ziehenden, deren Pilgerchor das Stück in instrumentaler Version eröffnet – und die flirrend-sinnliche Welt der Lüste im Venusberg.