Wynton Marsalis bewegt sich seit jeher souverän zwischen den musikalischen Welten des Jazz und der Klassik – als Trompeter und als Komponist. Dies zeigt sich auch in seinem Konzert für Orchester, das er im Auftrag des WDR Sinfonieorchesters komponiert hat. Cristian Măcelaru, dem Komponisten musikalisch wie freundschaftlich seit langem verbunden, beschreibt das Werk:
Die Idee zum Konzert für Orchester entstand aus der langjährigen Zusammenarbeit und den vielen Gesprächen, die ich mit Wynton Marsalis geführt habe. Die Sprache, die er in all seinen Kompositionen verwendet, ist das Idiom des Jazz, doch die Art und Weise, wie er die Struktur aufbaut, hat klassische Ursprünge. Formen, die auf die Fuge oder Passacaglia zurückgehen, sind in all seinen Kompositionen präsent. Aber er erfindet sie neu, damit sie seiner eigenen musikalischen Sprache entsprechen. Er kombiniert diese beiden Idiome auf eine Weise, die sowohl die Jazzstruktur prägt als auch die klassische Tradition herausfordert. Mir gefällt die Art, wie er auf viele wichtige Künstler verweist, die zur Entstehung der Musiksprache des Jazz beigetragen haben, aber man wird auch Parallelen zu traditionellen Komponisten finden. Als ich ihn einmal besuchte, war ich überrascht, in seiner Bibliothek eine Partitur von Haydns Streichquartetten zu finden – und er gestand mir, dass er sie studiert, um das Komponieren für Streicher besser zu verstehen.
Wynton Marsalis' Genie ist weder durch Jazzharmonien und -rhythmen noch durch konventionelle musikalische Gesten eingeschränkt. Seine Herangehensweise eröffnet stets ein neues Universum. Es ist mir eine große Ehre, diese Komposition zum Leben zu erwecken, und ich hoffe, dass alle das Privileg empfinden werden, bei diesem einmaligen Ereignis dabei zu sein.