Symbolbild zur Zeitumstellung

Zeitumstellung: Darum drehen wir immer noch an der Uhr

Stand: 25.10.2024, 06:45 Uhr

Trotz aller Diskussionen: In der Nacht zu Sonntag wird einmal mehr die Zeit umgestellt. Ab dann herrscht wieder Winterzeit.

Um drei Uhr nachts werden die Uhren um eine Stunde nach hinten gestellt. Die einen freut's, können sie doch länger schlafen, die anderen beklagen den durcheinander gewirbelten Biorhythmus. Manche genießen, dass es morgens früher hell wird, vielen schlägt aber auch die abendliche Dunkelheit auf’s Gemüt. Die Reaktionen auf die Zeitumstellung gehen weit auseinander.

Grafik - Eselsbrücke zur Zeitumstellung

In einem Punkt aber herrscht weitgehend Einigkeit: Am liebsten wäre es den meisten Deutschen, wenn die Zeit überhaupt nicht mehr umgestellt wird. Und genau das sollte eigentlich schon längst so sein.

84 Prozent stimmten gegen Zeitumstellung

Schon 2018 hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, die Zeitumstellung abzuschaffen. In einer von ihr initiierten (nicht repräsentativen) Online-Umfrage stimmten damals 84 Prozent der Teilnehmer dafür. Insgesamt nahmen 4,6 Millionen Menschen daran teil - zwei Drittel von ihnen kamen aus Deutschland. Als Gründe nannten sie vor allem negative Folgen für die Gesundheit, zunehmende Verkehrsunfälle und nur geringe Energieeinsparungen.

2019 hatte sich dann auch das EU-Parlament mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, den 1980 erneut eingeführten Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit abzuschaffen, verschob aber das für 2019 geplante Ende der Zeitumstellung auf 2021. Doch die Mitgliedsstaaten zogen nicht mit und legten die Pläne auf Eis - bis heute.

Sommer- oder Winterzeit?

Ein Problem der EU-Diskussion ist eine Uneinigkeit, welche Zeit sich überhaupt durchsetzen soll - die sogenannte Normalzeit oder die Sommerzeit. Neben gesundheitlichen Aspekten spielt dabei auch die geografische Lage der Länder eine Rolle.

Beispiel: Bei einer dauerhaften Winterzeit ginge etwa in Warschau die Sonne im Sommer schon um kurz nach drei Uhr auf. Einigten sich die EU-Länder aber auf dauerhafte Sommerzeit, wäre es in Madrid zeitweise erst gegen zehn Uhr hell. Ein Flickenteppich mit mehreren Zeitzonen in der EU ist ebenfalls nicht gewünscht.

Ukraine macht es der EU vor

Während wir hier also weiter diskutieren, hat man woanders jetzt gehandelt: Die Ukraine hat als erstes europäisches Land die Umstellung auf die Sommerzeit ab dem kommenden Jahr abgeschafft - auch aus gesundheitlichen Gründen. "Nach der Umstellung der Stundenzeiger fühlen sich die Bürger schlechter, ihre Arbeitsfähigkeit sinkt, es wird eine deutliche Verschlechterung bei chronischen Krankheiten beobachtet", hieß in der Begründung zum Gesetz.

Auch seien mit der Sommerzeit keine Energieeinsparungen feststellbar. Zudem wurde die Entscheidung mit der Abgrenzung zu Russland begründet. Bislang fiel die ukrainische Sommerzeit mit der ganzjährigen Moskauer Zeit zusammen.

Viele Länder drehen nicht (mehr) an der Uhr

Die Ukraine ist mit der Entscheidung gegen eine Zeitumstellung nicht alleine. So wird unter anderem auch in Ägypten, Brasilien, Island, Namibia, Grönland oder der Türkei nicht mehr an der Uhr gedreht. In anderen Ländern wie Afghanistan oder Thailand wurde die Zeit noch nie umgestellt.

Ein Blick nach Nordamerika zeigt sogar, dass die Zeit nicht stehen bleibt, wenn eine entsprechende Entscheidung nicht für ganze Länder getroffen wird: So stellen sowohl einzelne Provinzen Kanadas als auch Arizona (USA) und Sonora (Mexiko) ihre Uhren nicht mehr um.

Alle anderen müssen wohl weiter auf Tipps und Tricks vertrauen, um gut mit der Zeitumstellung fertig zu werden. Zu den verbreitetsten gehören: Viel frische Luft, damit es abends mit dem Schlafen klappt, nicht zu viele Gedanken machen und schon im Vorfeld jeden Tag ein paar Minuten früher ins Bett gehen.

Unsere Quellen:

  • Quarks
  • Webseite der Europäischen Kommission
  • Nachrichtenagenturen KNA und dpa

Über dieses Thema berichten wir am 25.10.2024 auch bei WDR 5: Morgenecho, 06.05 Uhr.

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