Nahaufnahme von Kühen vom Hof Kreis Borken

Rinderherpes: Sperrzone im Kreis Borken

Stand: 01.10.2024, 17:03 Uhr

Weil auf neun Bauernhöfen im nördlichen Kreis Borken Rinderherpes nachgewiesen wurde, gilt seit heute eine Sperrzone in Heck und Teilen von Ahaus.

Von Stephan Hackenbroch

Landwirt Andreas Thesing geht langsam durch den offenen Stall, in dem seine Rinder stehen. Gerade hat er sie mit Mais gefüttert und sieht ihnen nun beim Fressen zu. Ab und zu reckt ein Bulle seinen großen schweren Kopf neugierig durch die Gitter. 420 Tiere hält Andreas Thesing auf seinem Betrieb. Wenn er auf sie blickt, wird er nachdenklich. Sein Hof in Heek liegt seit heute im Sperrgebiet.

Landwirt Andreas Thesing aus Heek im Kreis Borken steht bei seinen Kühen, die gefüttert werden

Landwirt Andreas Thesing hatte bisher noch keine Rinderherpes-Fälle.

"Es ist natürlich nervlich ein bisschen belastend, wenn Nachbarbetriebe davon betroffen sind und man selber bis jetzt das Glück hatte, davon verschont zu sein", sagt der Landwirt und ergänzt: "Aber natürlich ist das auch kein Freifahrschein, dass wir es nicht bekommen und jeder weitere Test ist bis zum Ergebnis nervlich belastend."

Strenge Auflagen für Tiertransporte

Andreas Thesing kauft Kälber, wenn sie fünf bis sechs Monate alt sind. Er mästet sie etwa 18 Monate, bevor er sie an den Schlachthof verkauft. Für Tiertransporte im Sperrgebiet gelten ab heute neue Regeln. Lastwagen dürfen nicht mehr von Hof zu Hof fahren und Tiere einsammeln. Tiere, die auf andere Höfe verkauft werden, müssen 14 Tage vorher auf das Virus getestet werden. Außerdem muss jeder Transport vom Kreis Borken genehmigt werden.

Auf den 105 Höfen im Sperrgebiet gelten ab heute auch strenge Hygiene-Vorschriften. Der Landwirtschaftliche Kreisverband Borken hat seine Mitglieder am Nachmittag in einer Online-Konferenz darüber informiert.

Suche nach dem Ursprung des Virus

Seit dem Jahr 2017 gilt Deutschland eigentlich als frei von Rinderherpes. Trotzdem gab es immer wieder einzelne Ausbrüche, deren Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen im Kreis Borken lag.

Jörg Sümpelmann, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Borken sitzt am Schreibtisch

Jörg Sümpelmann versucht den Virus Ursprung zu ermitteln.

Um herauszufinden wo diese Fälle ihren Ursprung haben, gilt auf den Höfen im Sperrgebiet ab heute für alle Besucher eine Dokumentationspflicht, sagt Jörg Sümpelmann, der Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Borken.

Wer war wann und wo im Betrieb? All das muss ab jetzt dokumentiert werden, weil man bislang den Ursprung nicht gefunden hat, weshalb es nach wie vor immer noch zu positiven Fällen gekommen ist. Jörg Sümpelmann, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Borken

Emotionale Belastung für die betroffenen Landwirte

Obwohl die Seuche für Menschen ungefährlich ist, müssen infizierte Rinder getötet werden. Denn einmal mit BHV1 infiziert, können die Tiere das Virus ein Leben lang weiter geben. Zwar werden die betroffenen Bauern von der Tierseuchenkasse entschädigt, und viele haben sich gegen den finanziellen Schaden versichert, aber wenn plötzlich alle Tiere eines Hofes weg sind, ist das für die Bauern eine Katastrophe, sagt Sümpelmann.

Emotional ist das für die Bauern ein Drama. Wir haben nicht umsonst die sozialpsychologische Hotline des Sozialversicherungsträgers eingeschaltet, die auch schon unterwegs ist, wo auch schon Kontakte bestehen. Jörg Sümpelmann, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Borken

Das Sperrgebiet und die strengen Vorschriften gelten zunächst für sechs Monate. So wie alle betroffenen Rinderhalter in Heek und Ahaus hofft auch Andreas Thesing, dass seine Tiere verschont bleiben, und der Ursprung der Seuche schnell gefunden wird.

Unsere Quellen:

  • Landwirt Andreas Thesing
  • Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Borken
  • WDR-Reporter vor Ort

Rinderherpes: Sperrzone im Kreis Borken

WDR Studios NRW 01.10.2024 00:50 Min. Verfügbar bis 01.10.2026 WDR Online Von Voßkühler, Ann-Christin