Wie konnte es dazu kommen, dass der sechsjährige Danillo im Lippstädter Kombibad CabrioLi ertrank? Diese Frage soll nun vor Gericht geklärt werden. Fast vier Jahre dauerte es, bis es zur Anklage kam. Der Grund: "Es haben alle beharrlich geschwiegen. Dann ist es schwer, eine solche Tragödie aufzuklären", erzählt Oberstaatsanwalt Ralf Meyer.
Zum Prozessbeginn ließen die beiden angeklagten Schwimmmeister durch ihre Anwälte dann doch einiges erklären.
Überraschende Wendung zum Prozessauftakt
Die Aussage des Schichtleiters führte umgehend dazu, dass der Staatsanwalt für ihn auf Freispruch plädierte. Denn der Mann konnte glaubhaft versichern, einen Auszubildenden mit der Überwachung des Lehrschwimmbeckens beauftragt zu haben.
Die Hilfe für den Sechsjährigen kam zu spät
Für den zweiten angeklagten Schwimmmeister bleibt es bei dem Vorwurf der fahrlässigen Tötung. Die Staatsanwaltschaft fordert fünf Monate auf Bewährung. Der Schwimmmeister saß vor mehreren Bildschirmen und hätte dort den zweiminütigen Todeskampf des Jungen wahrnehmen müssen, so die Staatsanwaltschaft.
Der sechsjährige Junge war im Juli 2019 mit einer Taucherbrille in das Lehrschwimmbecken gegangen, obwohl er nicht schwimmen konnte. Sein Ertrinken wurde durch eine Kamera des Schwimmbads aufgezeichnet.
Eltern in der Aufsichtspflicht
Die Eltern des toten Danillo schweigen bis heute zum Tod ihres Sohnes. Möglicherweise auch um sich nicht selbst zu belasten, sagen Rechtsexperten. Die Eltern besitzen nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs von 2017 vorrangig die Aufsichtspflicht. Wieso sie der nicht nachkamen, ist ungeklärt.