Ein Lehrer unterrichtet in einem Klassenzimmer einer Realschule

Wie geflüchtete Lehrer in Deutschland arbeiten können

Stand: 04.02.2025, 06:00 Uhr

Geflüchtete Lehrkräfte sind im Angesicht des Lehrermangels ein Potenzial für Schulen. Das will das LehrkräftePlus-Programm nutzen und internationale Lehrkräfte für den Schuldienst in NRW qualifizieren – mit Erfolg. An der Universität Siegen startet in diesem Jahr der fünfte Jahrgang.

Von Friederike Streib

Auch wenn es Herausforderungen mit sich bringt, sei das LehrkräftePlus-Programm an der Uni Siegen in den vergangenen vier Jahren ein Erfolg gewesen: 77 internationale Lehrkräfte konnten das Programm in Siegen erfolgreich abschließen.

62 davon sind jetzt als Lehrkräfte tätig. Das erklärt Inga Schmalenbach, die Koordinatorin des LehrkräftePlus-Programmes an der Universität Siegen. Herausfordernd sei vor allem die Sprache und das Einfinden in das deutsche Schulsystem. Doch nach dem Qualifizierungsprogramm klappe das fast immer.

Fokus auf die Praxis

In dem einjährigen Programm besuchen die 20 bis 25 Teilnehmer Sprachkurse, pädagogische Seminare und interkulturelle Kurse. Darüber hinaus liegt der Fokus auf der Praxis: In der zweiten Hälfte des Programmes verbringen die Teilnehmer drei Tage in der Woche an einer Schule in der Region und lernen so den Unterrichtsalltag kennen.

Potenzial der geflüchteten Lehrer entfalten

Ziel des Programmes ist es einerseits, dem Lehrermangel etwas entgegenzusetzen. Deshalb werden vor allem Lehrkräfte für naturwissenschaftliche Fächer gesucht, denn hier ist der Bedarf besonders groß.

Andererseits soll das Programm die geflüchteten Lehrkräfte dazu befähigen, wieder in ihrem Beruf zu arbeiten. Inga Schmalenbach, die Programmkoordinatorin in Siegen betont, dass in den geflüchteten Lehrkräften ein enormes Potenzial stecke: Sie bringen neben ihrer Berufserfahrung ihre Muttersprache und das Verständnis für eine andere Kultur mit.

Berufserfahrung wird vorausgesetzt

Ein Gebäude der Universität Siegen

Das Unigebäude in Siegen

Für die einjährige Weiterbildung können sich geflüchtete Lehrer aus nicht-europäischen Ländern bewerben, die mindestens zwei Jahre Berufserfahrung haben. Auch ein Hochschulabschluss und Deutsch auf B1-Niveau werden vorausgesetzt. Der fünfte Jahrgang an der Universität Siegen startet im September. Bewerben kann man sich bis zum 13. April 2025.

Nach Abschluss des Programmes können die Absolventen Deutsch auf C1-Niveau nachweisen. Sie können dann direkt als Lehrkraft im Schuldienst starten oder an einem Anschlussprogramm teilnehmen, das einen sanfteren Einstieg ins Berufsleben ermöglicht.

Wie geflüchtete Lehrer in Deutschland arbeiten können

WDR Studios NRW 04.02.2025 00:49 Min. Verfügbar bis 04.02.2027 WDR Online


Fünf Ausbildungsorte in ganz NRW

Das Qualifizierungsprogramm wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert und ist für die Teilnehmer kostenlos. Gestartet ist es 2017 in Bielefeld. Mittlerweile wird das Programm an fünf Universitäten im ganzen Land durchgeführt. Neben Siegen und Bielefeld sind auch die Universitäten in Köln, Bochum und Duisburg-Essen dabei.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort
  • Pressemitteilung Uni Siegen
  • Interview Programmkoordinatorin
  • LehrkräftePlus Programmwebsite

Über dieses Thema berichten wir am 04.02.25 auch in der Lokalzeit Südwestfalen auf WDR 2 ab 6:30 Uhr.