Gedenkfeier: Flugzeugabstürze vor 80 Jahren im Raum Reken
Lokalzeit Münsterland. 21.03.2025. 03:16 Min.. Verfügbar bis 21.03.2030. WDR. Von Florian Dolle.
80 Jahre nach Flugzeugabsturz: Gedenkstein für US-Soldaten in Reken
Stand: 21.03.2025, 19:18 Uhr
In Reken erinnert jetzt ein Gedenkstein an sechs US-Soldaten, die hier 1945 ums Leben kamen. Am Freitag wurde der Stein enthüllt.
Von Petra Brönstrup
Die beiden Schwestern Deborah Phares und Beverly Divita sind aus den USA angereist. Sie sind auf dem Weg zu dem Ort, an dem ihr Onkel John Kalausich wenige Wochen vor Kriegsende, am 21. März 1945, im Alter von 19 Jahren zu Tode kam. Auf einer Wiese am Ortsrand von Reken, wo heute Pferde grasen.
Zwei Flugzeuge geraten ins Flugabwehrfeuer
Nichts erinnert mehr an die Tragödie, die sich hier vor genau 80 Jahren ereignete. John Kalausich war US-Soldat. Er saß am 21. März 1945 zusammen mit zwei Kameraden in einem sogenannten Invader-Bomber, ein Flugzeug mit Bomben an Bord.
Die Crew war morgens in Frankreich gestartet, mit dem Auftrag, den Bahnhof von Dülmen zu bombardieren. Bei Reken wurden sie vom Boden aus von Deutschen angegriffen. Flugabwehrfeuer nannnte man das damals.
Das Flugzeug wurde getroffen, geriet ins Trudeln und stürzte ab. Alle drei Insassen starben. Wenige Kilometer entfernt stürzte ein zweiter US-Bomber ab, ebenfals mit drei Soldaten an Bord. Auch sie überlebten den Absturz nicht.
Gedenkfeier mit Amerikanern und Deutschen

Beverly Divita (links) und Deborah Phares bei der Gedenkfeier in Reken
Deborah Phares und Beverly Divita nähern sich dem Gedenkstein am Wegesrand. Sie sind in Begleitung von Angehörigen der Soldaten, die zusammen mit ihrem Onkel gestorben sind. Gemeinsam wollen sie an der Gedenkfeier teilnehmen.
Auch Vertreter des deutschen und des US-amerikanischen Militärs sind gekommen, außerdem der Rekener Bürgermeister, Mitglieder des örtlichen Heimatvereins und mehrere Anwohner, darunter Hermann Benning (93) und Heinrich Vestring (85).
Vestring war damals fünf Jahre alt und hat die Tragödie mitangesehen. "Ich stand im Bunker und da sah ich dann das Flugzeug auf der Erde. Das war am Brennen." Angst habe er nicht gehabt, sagt Vestring. "Wir kannten das ja, dass da Flugzeuge kamen."

Hermann Benning (links) und Heinrich Vestring bei der Gedenkfeier
Auch Hermann Benning hat den Krieg nie vergessen. Das Gedenken an die Opfer heute sei ungeheuer wichtig. "Meine Sorge ist, dass künftige Generationen den Kriegsterror vergessen könnten. Das dürfen wir niemals zulassen", mahnt Benning.
Schweigeminute um 12.03 Uhr
Deborah Phares und Beverly Devita halten vor dem Gedenkstein inne. Auf der Wiese weht eine US-amerikanische Flagge im Wind. Daneben steht ein Mann in Uniform und spielt eine Melodie auf der Trompete. Es ist 12.03 Uhr - exakt die Uhrzeit, als am 21. März 1945 das Flugzeug mit John Kalausich und seinen Kameraden abstürzte. Es herrscht absolute Stille.
"Onkel John war der Bruder meiner Mutter, und sein Schicksal hat in unserer Familie alle immer sehr beschäftigt", erzählt Deborah Phares. Ihr Onkel galt jahrzehntelang als vermisst.

Gedenkfeier mit Vertretern des deutschen und US-amerikanischen Militärs
Erst im Jahr 2016 wurde das Flugzeug-Wrack auf einer Wiese bei Reken entdeckt und geborgen. Die sterblichen Überreste der Flugzeuginsassen wurden im Jahr 2019 zu den Familien in den USA überführt.
Zur Erinnerung an Onkel John und seine Kameraden
Die Enthüllung des Gedenksteins an der Absturzstelle jetzt ist ein weiterer Abschluss dieser tragischen Geschichte. "Wir sind so dankbar, dass wir hier sind und das erleben dürfen. Es ist uns eine große Ehre", sagt Deborah Phares. Sie und ihre Schwester waren zum ersten Mal an dem Ort, an dem ihr Onkel John zu Tode kam.
Auch 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs werden noch rund 70.000 amerikanische Soldaten vermisst, davon knapp 30.000 in Europa. Die US-Regierung gibt die Suche nicht auf. Dabei ist das Leitmotiv: "Leave no man behind" - lass niemanden zurück.
Unsere Quellen:
- Heimatverein Reken
- Defense POW/MIA Accounting Agency
- Landschaftsverband Westfalen-Lippe
- WDR-Reporterin vor Ort