Kirche zu verkaufen

Lokalzeit OWL 21.03.2025 24:33 Min. Verfügbar bis 21.03.2027 WDR Von Julia Witte

Wie verkauft man eine Kirche? Dorfkirche in Bad Oeynhausen zu haben

Stand: 21.03.2025, 15:41 Uhr

Die Auferstehungskirche in Bad Oeynhausen muss verkauft werden, weil die Gemeinde zu wenig Geld hat. Doch wie verkauft man eigentlich eine Kirche?

Von Julia Witte

"Sehr gepflegter Zustand, schöne grüne Lage in einem Wohngebiet, gute Bausubstanz, wertige Ausstattung, Parkplätze vorhanden." So bewirbt Rainer Baurichter die Immobilie, die er verkaufen soll.

Dem Text nach könnte es sich um ein Wohnhaus handeln, aber es geht um eine von zwei Kirchen der evangelischen Gemeinde Eidinghausen-Dehme. Baurichter ist ehrenamtlicher Baukirchmeister und organisiert zusammen mit anderen Leitungsmitgliedern der Gemeinde den Verkauf.

Gemeinde stand vor der Pleite

Eine Frau mit Brille, die von der Seite zu sehen ist

Ulrike Marks

Die Entscheidung ist der Gemeinde nicht leicht gefallen. Doch beim Aufstellen eines Haushaltsplanes wurde deutlich: So geht es nicht weiter. "Wir wären in vier Jahren illiquide gewesen", berichtet Finanzkirchmeisterin Ulrike Marks.

Die Nebenkosten und zu bildenden Rücklagen für Reparaturen für das Gebäude sind immens. Gleichzeitig sinken die Mitgliederzahlen und damit die Einnahmen.

Das Problem hat die Gemeinde nicht exklusiv: Die evangelische Kirche Deutschland geht davon aus, dass sich die Zahl der Kirchenmitglieder im Verhältnis zu 2017 bis 2060 in etwa halbieren wird.

Für viele Nutzungsideen offen

Dass eine Kirche verkauft werden muss, ist schon lange kein Einzelfall mehr. Und trotzdem standen Rainer Baurichter und die anderen im Presbyterium - dem Leitungsgremium der Kirche - erst einmal vor der Frage: Wie verkauft man eigentlich eine Kirche?

Eine Webseite, auf der das Kirchengrundstück eingestellt ist

Auf dieser Plattform für Kirchenimmobilien hat die Gemeinde inseriert

Mit einem Inserat bei bekannten Immobilienplattformen? Oder über einen Makler? Das alles hält Baurichter für wenig aussichtsreich in diesem Fall. Er hat stattdessen auf kirchengrundstuecke.de annonciert - einer eigenen Plattform der evangelischen Kirche nur für den Verkauf von Kirchenimmobilien.

Rund ein Dutzend Anfragen hat Baurichter schon bekommen, doch bisher hat es noch nicht gepasst. Am liebsten würde die Gemeinde an eine andere christliche Gemeinschaft verkaufen. Aber auch für andere Ideen ist sie grundsätzlich offen, wie etwa eine Nutzung für Wohngruppen oder Kunstausstellungen.

Bis 2027 muss eine Lösung her

Und noch etwas ist speziell an der Immobilie: ​​​​​​​Direkt hinter der Auferstehungskirche in Dehme liegt der Friedhof, die Trauerfeiern wurden bislang auch in der Kirche abgehalten.

Eine Kirche, die von oben zu sehen ist

Immobilie in besonderer Lage

Der Betreiber des Friedhofs, der Friedhofsverband Bad Oeynhausen, würde das auch gerne weiter so machen. Die neuen Eigentümer könnten dafür auch eine Raummiete bekommen.

Doch dafür muss erst mal ein Käufer her. Bis 2027 haben sich die Verantwortlichen selbst Zeit gegeben. Wenn dann noch kein Käufer da ist, müssen die Abrissbagger anrücken. Aber das will die Gemeinde Eidinghausen-Dehme unbedingt verhindern.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort
  • Baukirchmeister Rainer Baurichter
  • Finanzkirchmeisterin Ulrike Marks
  • Evangelische Kirche Deutschland