Galeria-Insolvenz: Gewerkschaft will um jeden Job kämpfen
Stand: 01.11.2022, 11:08 Uhr
Die Essener Warenhausgruppe Galeria hat am Montag eine Insolvenz mit Schutzschirm beantragt. Das 2019 aus Karstadt und Kaufhof hervorgegangene Unternehmen soll so vor dem endgültigen Aus gerettet werden. Offenbar soll ein Drittel der Filialen schließen und Mitarbeiter entlassen werden. Verdi will um Arbeitsplätze kämpfen.
Der größte deutsche Warenhauskonzern hat erneut ein Sanierungsverfahren beantragt. Bei Galeria Karstadt Kaufhof könnten Standorte geschlossen und Mitarbeiter entlassen werden. Es drohen harte Einschnitte - das hat Arndt Geiwitz angekündigt. Er ist der neue Generalbevollmächtigte der Galeria Warenhäuser. Nur ein harter Kern werde von den jetzt 131 Kaufhäusern übrig bleiben, sagte Geiwitz dem WDR.
Verdi: "Möglichst jeden Arbeitsplatz erhalten"
Die Gewerkschaft Verdi hat angekündigt, um jeden Arbeitsplatz bei Galeria Karstadt Kaufhof zu kämpfen. Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger forderte ein größeres Engagement des Galeria-Eigentümers, des österreichischen Immobilienmilliardärs René Benko, zur Rettung des Unternehmens. Es müsse jetzt zusätzliches Geld ins Unternehmen.
Eine WDR-Anfrage bei Rene Benko zu seiner Position blieb bisher unbeantwortet.
Angst unter den Beschäftigeten
Laut Verdi ist die Wut und Enttäuschung bei den mehr als 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern groß. Schließlich ist es bereits das zweite Sanierungsverfahren innerhalb von zwei Jahren. Zuletzt wurden 40 Filialen dicht gemacht - und rund 4.000 Stellen abgebaut.
Eine konkrete Liste der betroffenen Filialen gebe es noch nicht, sagte der Insolvenzverwalter und eingesetzte Sanierer, Arndt Geweitz dem WDR. Spätestens in drei Monaten werde man Klarheit haben, um bei Galeria die Insolvenz in Eigenregie fortzuführen.
Durch den Schutzschirm können jetzt weder Vermieter noch Lieferanten auf ihr Geld bestehen. Für die Beschäftigten übernimmt die Bundesagentur für Arbeit die Bezahlung.
"Kündigungen sind unermeidbar"
Galeria-Chef Miguel Müllenbach sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", das Filialnetz müsse im Zuge des Schutzschirmverfahrens "um mindestens ein Drittel reduziert werden". Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar.
In einem Brief hat sich Müllenbach an seine Mitarbeitenden gewandt. Darin schreibt er unter anderem, dass die Pandemie, die Inflation und die Energiekosten, dem Unternehmen Finanzmittel entzogen hätten, die sie ständig gebraucht hätten: "Uns hat, um es anders auszudrücken, schlicht das notwendige Geld für eine schnelle Modernisierung einer kritischen Masse an Filialen gefehlt", so Müllenbach.
Deswegen muss sich das Unternehmen "so schmerzlich und folgenschwer dies für die Betroffenen ist", von denjenigen Häusern trennen, die nicht mehr profitabel zu betreiben sind, zum Beispiel weil sie der Kaufkraft oder den energetischen Bedürfnissen nicht mehr entsprechen. Dadurch stünden "mehr Finanzmittel für weniger Filialen zur Verfügung und zwar für diejenigen, bei denen wir sicher sein können, auch künftig weiter erfolgreich zu sein", so Miguel Müllenbach.
Kredit hätte Galeria weiter belastet
Schon vor zwei Wochen hatte sich das Management der Galeria Warenhäuser an die Bundesregierung gewandt und um staatliche Hilfsgelder gebeten. Mit geliehenem Geld könne eine Rettung nicht mehr gelingen, so Insolvenzexperten.
Ein neuer Kredit hätte das Unternehmen wegen der Zinsen und Tilgung weiter belastet, so Miguel Müllenbach. Durch das Schutzschirmverfahren werde Galeria Schulden und Ballast loswerden. In dem Mitarbeiterbrief betont er die Vorteile des Verfahrens: "Anders als im Zuge des erstens Schutzschirmverfahrens können wir diesmal unser Geschäft weiterbetreiben".
Schon 2020 musste der Konzern unter den Schutzschirm
Es ist das zweite Mal innerhalb von weniger als zwei Jahren, dass der aus dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof entstandene Warenhauskonzern den Weg zum Insolvenzgericht antreten muss. Bereits während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 hatte das Unternehmen Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen.
Wirtschaftlicher Neustart klappte nicht
Damit verbunden waren harte Einschnitte: Die Schließung von rund 40 Filialen, der Abbau von rund 4.000 Stellen und die Streichung von mehr zwei Milliarden Euro Schulden sollten dem Unternehmen einen Neustart ermöglichen. Doch die Hoffnung, dass der Konzern danach erfolgreicher wirtschaften könnte, erfüllte sich nicht.
Im Gegenteil: Anfang 2021 und Anfang 2022 musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme.