Der ganz große Knall ist bei den Unwettern glücklicherweise ausgeblieben. Trotzdem haben Starkregen, Gewitter, Hagel und Sturmböen Schäden in NRW angerichtet. Tief "Lambert" zieht inzwischen in Richtung Osten. Auch die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes sind am Freitag ausgelaufen. Menschen wurden in NRW nach derzeitigem Stand nicht verletzt.
Sorge vor Dammbruch an der Emscher in Dinslaken
Teile des Emscherdeiches sind abgebrochen
In Dinslaken (Kreis Wesel) wurde ein Deich an der Emscher mit Steinen gesichert. Wegen des starken Regens sei am Freitagmorgen eine Deicherosion festgestellt worden, teilte die Emschergenossenschaft mit. Ein Dammbruch drohe aber nicht. Am Mittag hieß es, man habe "die Lage im Griff".
Laut NRW-Innenministerium seien Teile des Deichs abgerutscht. In der Nähe befinden sich demnach ein Wohngebiet mit etwa 100 Häusern sowie eine Bahnstrecke, die seit dem Morgen in dem Bereich gesperrt wurde. Eine Evakuierung des Bereichs sei allerdings aktuell nicht notwendig. Bei dem Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei sei auch ein Hubschrauber im Einsatz.
Neue Rekordmengen beim Regen
Mancherorts wurden vorsorglich Sandsäcke ausgelegt
Die Bilanz nach den Unwettern: Nach Erkenntnissen des ARD-Wetterkompetenzzentrums wurden mancherorts in NRW neue Rekordmengen an Regen registriert. Innerhalb von 24 Stunden sei in Teilen des Ruhrgebiets bis ins Münsterland so viel Regen runtergekommen, wie er sonst im ganzen Monat Juni üblich sei. So seien bei Gelsenkirchen-Buer fast 100 Liter pro Quadratmeter gemessen worden, in Dortmund seien es 94 Liter gewesen. Üblich seien im gesamten Juni sonst 60 bis 70 Liter. An machen Stationen seien sogar Allzeitrekorde seit Messbeginn registriert worden.
Nicht nur im Laufe des Donnerstags machte sich das Unwetter in NRW bemerkbar, sondern auch in der Nacht auf Freitag brachte das Gewittertief noch sehr ergiebigen Regen.
Menschen aus Autos in Duisburg befreit
In Duisburg wurden Autos aus einer überfluteten Unterführung abgeschleppt
Das war zum Beispiel auch in Duisburg zu spüren. Mehrere Straßen im Stadtgebiet waren wegen Überflutung nicht mehr befahrbar. Einige Menschen seien in ihren Fahrzeugen eingeschlossen worden und hätten befreit werden müssen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Es habe rund 420 Einsätze gegeben. Dabei habe es sich auch um vollgelaufene Keller und umgestürzte Bäume gehandelt.
Landesweit seien mehr als 4.350 Einsätze gezählt worden, hieß es am Freitagmittag aus dem NRW-Innenministerium. Wetterbedingt sei es zu 126 Verkehrsunfällen gekommen, dabei seien 9 Menschen schwer und 32 Menschen leicht verletzt worden.
- In Bedburg (Rhein-Erft-Kreis) musste die Feuerwehr laut einer ersten Bilanz fast 250 mal helfen. Mitten im Unwetter drohte sogar die Innenstadt überschwemmt zu werden, weil Kanäle und eine Pumpstation an ihre Leistungsgrenze kamen.
- Die Feuerwehr in Dortmund musste zu etwa 200 Einsätzen ausrücken wegen vollgelaufener Keller, überfluteter Straßen und Unterführungen. Zudem teilte die Feuerwehr mit, dass eine Pflegeeinrichtung für beatmete Patienten mit Sandsäcken geschützt werden musste. Acht Patienten wurden zur Sicherheit in andere Einrichtungen verlegt.
- Am Flughafen Paderborn-Lippstadt haben die Regenmassen das Dach beschädigt. Laut Polizei gab es einen "ordentlichen" Wasserschaden.
- In Düsseldorf rückte die Feuerwehr zu rund 50 wetterbedingten Einsätzen aus.
- In Gladbeck (Kreis Recklinghausen) war die Feuerwehr mit mehr als 70 Einsatzkräften und allen verfügbaren Fahrzeugen im Einsatz, hieß es in einer Pressemitteilung.
- Im Kreis Soest berichtete die Feuerwehr von rund 75 Einsätzen insbesondere in der Stadt Soest. In einem Stadtteil wurde das Ufer des Soestbachs mit Sandsäcken erhöht, damit das Wasser bei weiterem Regen nicht so leicht über das Ufer treten könnte.
- Der Kreis Düren berichtete von rund 320 Einsätzen aufgrund starker Regenfälle.
Überflutete Autobahnen, annullierte Flüge
Auf der A59 sorgten die Wassermassen für Probleme
Auf den Autobahnen im Land führten die heftigen Regenfälle zu zahlreichen Unfällen, teils mit mehreren Fahrzeugen. Allein die A2 musste mehrfach gesperrt werden. Auch die A46 und A52 waren betroffen. Auf der A42 schleuderte ein Taxi in die Leitplanke. Der Fahrer blieb unverletzt. Am Düsseldorfer Flughafen wurden am Abend einige Flüge annulliert. Der Flugbetrieb war am Abend kurzzeitig eingeschränkt.
Gefährlich wurde es am Donnerstag zeitweise in Bad Berleburg im Kreis Siegen-Wittgenstein. Dort prasselten Golfball-große Hagelkörner auf die Stadt nieder und richteten einigen Schaden an. In Gärten und auf den Straßen blieb eine weiße Hagelschicht zurück.
Bahnverkehr in NRW behindert
Auch am Freitagabend waren die Auswirkungen noch zu spüren - zum Beispiel im Bahnverkehr. Einschränkungen gibt es im Fernverkehr der IC-Zugstrecke zwischen Siegen und Letmathe. Nach längerer Sperrung sei die Strecke derzeit nur eingleisig befahrbar, teilte die Deutsche Bahn mit. Laut einer Sprecherin sei jedoch noch nicht abzusehen, wann die Unwetterschäden gänzlich behoben sind. Auch im Nahverkehr der Bahn gab es noch Einschränkungen.
Sonniges Wochenende in NRW
Und wie geht es wettermäßig nun weiter? Laut dem ARD-Wetterkompetenzzentrum kann es am Freitagvormittag in Ostwestfalen-Lippe bis zum Hochsauerland und im Wesergebiet noch kräftigen Dauerregen geben. Im Laufe der Mittagsstunden soll das Regengebiet dann aber abziehen und vom Rheinland setze sich immer häufiger die Sonne durch.
Am Wochenende gibt es dann wieder viel Sonnenschein in NRW. Also bestes Badewetter mit bis zu heißen 32 Grad am ersten Ferienwochenende.