Nach stundenlangen Beratungen haben der Bund und die Länder am Mittwoch neue Beschlüsse zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie bekanntgegeben. Dazu gehört die Absicht, das Impftempo zu erhöhen. Deshalb sollen bald auch Hausärzte impfen. Gesundheitsminister Jens Spahn will ab kommender Woche eine Pilotphase starten.
Ende März, Anfang April sollen die Hausärzte in die Impfkampagne eingebunden werden - ohne die Priorisierung bei den Impfungen grundsätzlich aufzugeben.
Hausärzte fordern Entlastung
Nach dieser Entscheidung fordern die Hausärzte Entlastungen von bürokratischen Anforderungen. Um neben der Versorgung der Patienten auch die Impfungen sowie die zusätzlichen Tests vornehmen zu können, müsse jeglicher vermeidbarer Aufwand wegfallen, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt.
Das Ausstellen ärztlicher Atteste zur Impfpriorisierung könne den Prozess enorm verlangsamen. Stattdessen könnten die Krankenkassen bei der Vorrangprüfung durch ein flächendeckendes Einladungsverfahren unterstützen, sagte Weigeldt am Donnerstag den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe. Die Kassen verfügten über die notwendigen Patientendaten und die Expertise.
Zugleich müssten die Dokumentationspflichten bei Impfungen und Testergebnissen für die Hausärzte möglichst gering gehalten werden, forderte Weigeldt. Die Mediziner müssten sich voll und ganz auf ihre ärztlichen Aufgaben konzentrieren, "für mehr ist keine Zeit".
Täglich bis 200.000 Impfungen
Im Unterschied zu Deutschland ist Israel beim Impfen schon deutlich weiter. Dort haben über die Hälfte der Erwachsenen die Corona-Impfung schon hinter sich, bei den Über-60-Jährigen sind es fast 90 Prozent. Und in den USA mit seinen 300 Millionen Einwohnern will US-Präsident Joe Biden jedem Erwachsenen einen Impfstoff bis Ende Mai anbieten.
In Deutschland dagegen haben bislang laut Robert-Koch-Institut gerade einmal 5,3 Prozent der Einwohner eine Impfung erhalten - nur 2,7 Prozent haben die zweite Dosis und damit den vollen Impfschutz. Seit mehr als zwei Monaten wird geimpft. Bis zum Ende der laufenden Kalenderwoche sollen mehr als elf Millionen Impfdosen an die Länder ausgeliefert worden sein. Täglich würden bis zu 200.000 Impfungen durchgeführt, heißt es im Bund-Länder-Beschluss.
Astrazeneca auch an Ältere verimpfen
Die Impfungen laufen in Deutschland auch deswegen schleppend, weil viele am Astrazeneca zweifeln. Der Impstoff gilt bei vielen als zweite Wahl, weil die Ständige Impfkommission (STIKO) ihn bislang nur für Menschen zwischen 18 und 65 Jahren empfiehlt. In anderen Ländern wird Astrazeneca allerdings auch an Ältere verimpft.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rechnet damit, dass die STIKO wegen neuer Daten ihre Empfehlung überdenkt, an deren möglicher Revision sie derzeit arbeitet. Er erwarte eine Entscheidung bereits innerhalb weniger Tage, sagte Spahn am Mittwoch. Zudem will er die Abstände zwischen der Erst- und der Zweitimpfung ausreizen, damit mehr Menschen ihre Erstimpfung erhalten können.
Sputnik V & Co: Brauchen wir weitere Impfstoffe?
Auch die Diskussion um den russischen Impfstoff Sputnik V hält an. Die EU-Arzneimittelbehörde hat am Donnerstag angekündigt, die Prüfung zur Zulassung von Sputnik V zu starten. In Ungarn wird der schon eingesetzt, und auch Tschechien will ihn bald nutzen. Sputnik V, dem vom Fachmagazin "The Lancet" eine hohe Wirksamkeit und Sicherheit bescheinigt wurde, ist derzeit weltweit in 38 Ländern zugelassen - Tendenz steigend.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wirbt für den russischen Impfstoff als Möglichkeit, das Impfen in Deutschland zu beschleunigen. "Ich würde mich jederzeit mit Sputnik V impfen lassen", sagte er der Funke Mediengruppe.
RKI: Hohe Impfbereitschaft vorhanden
Derweil gibt es eine hohe Impfbereitschaft in der Bevölkerung: Laut aktuellem RKI-Impfmonitor wollen sich 66,8 Prozent der Erwachsenen "auf jeden Fall" , 13,2 Prozent "eher" impfen lassen. Nur 3,9 Prozent wollen sich "auf keinen Fall" impfen lassen, 4,2 Prozent tendieren zu "eher nicht".