Der 1. Mai ist traditionell ein Feiertag der Arbeiterbewegung. Bereits seit 1890 finden am "Tag der Arbeit" Kundgebungen statt, die häufig von Arbeiterparteien und Gewerkschaften organisiert werden. 1919 war der 1. Mai erstmals ein Feiertag.
Auch dieses Jahr gibt es deutschlandweit zahlreiche Veranstaltungen, Kundgebungen, Protestmärsche und Demonstrationen. In NRW gehen die Gewerkschaften unter dem Motto "Mach dich stark mit uns" auf die Straße - zehntausende werden erwartet.
Mitgliederschwund bei Gewerkschaften
Abseits vom Trubel des 1. Mais haben Gewerkschaften in den letzten Jahren allerdings mit einem massiven Mitgliederschwund zu kämpfen. Seit Jahren geht es ihnen ähnlich wie anderen Institutionen: Die demografische Entwicklung macht sich bemerkbar. Ältere Mitglieder sterben oder verabschieden sich in den Ruhestand.
Wen vertreten die Gewerkschaften eigentlich noch?. WDR Studios NRW. 30.04.2025. 02:28 Min.. Verfügbar bis 30.04.2027. WDR Online.
So waren Anfang der 1990er Jahre noch 30 Prozent aller abhängig Erwerbstätigen im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) organisiert - heute sind es nur noch rund 13 Prozent. Die Anzahl der Mitglieder sank von knapp zehn Millionen 1994, über 6,7 Millionen im Jahr 2005 auf unter sechs Millionen 2024.
Demografischer Wandel und veränderte Arbeitsmodelle
Doch mit dem demografischen Wandel allein lassen sich die sinkenden Mitgliederzahlen nicht erklären. Denn die Gründe sind vielfältig: Statt im Großbetrieb am Fließband arbeiten viele heute im Büro - oder seit der Corona-Pandemie im Homeoffice.
Hinzu kommt: In den vergangenen Jahrzehnten ist auch die Tarifbindung in Deutschland kontinuierlich zurückgegangen, schreiben die Forscher beim gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI).
In NRW werden beispielsweise nur noch 51 Prozent der Beschäftigten nach Tarifvertrag bezahlt. Gerade mal ein Viertel der Betriebe zahle tarifgebundene Löhne - eine "dramatische Entwicklung", so Thorsten Schulten, Tarifexperte beim WSI.
Gewerkschaften immer noch wichtig für Arbeitnehmer
Dabei verdienen laut WSI Beschäftigte, die nicht nach Tarif bezahlt werden, in Deutschland deutlich weniger als Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Unternehmen mit Tariflöhnen. So beträgt der Lohnabstand in NRW beispielsweise 20 Prozent. Zudem ist mit Tarifvertrag die durchschnittliche Arbeitszeit spürbar kürzer: in NRW um rund 50 Minuten in der Woche im Vergleich zu Betrieben ohne Tarifbindung.
Und so ist auch nicht überall der Mitgliederschwund gleich dramatisch. In klassischen Industriebranchen wie Metall, Elektro und Chemie, im öffentlichen Dienst, im Bildungsbereich und bei der Polizei sind nach wie vor viele in Gewerkschaften organisiert.
Hoffnungsschimmer für Gewerkschaften?
Immerhin: Nach der Pandemie gab es einen kleinen Aufwärtstrend und vor allem junge Menschen traten wieder häufiger in Gewerkschaften ein. Verdi verzeichnete 2023 beispielsweise ein Rekordwachstum um mehr als 193.000 Mitglieder. Die vielen medienwirksamen Streiks in den vergangenen Jahren könnten vor allem jüngere Menschen dazu bewegt haben, in eine Gewerkschaft einzutreten.
Ähnlich äußerte sich 2024 auch der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke: "Verdi kommt bei jungen Menschen überdurchschnittlich gut an. Das ist eine gute Nachricht für die kommenden Jahre."
Ob dieser Trend sich bestätigt, ist jedoch fraglich. 2024 gab es bei Verdi bereits wieder ein negatives Wachstum und auch die Zahlen der IG-Metall sanken weiter. Das habe auch etwas damit zu tun, dass sich die Art der Mitgliedschaft verändert habe, sagte Verdi-Sprecher Jan Jurczyk im vergangenen Jahr der ARD. Früher blieben Mitglieder oft jahrzehntelang, während heute viele nur für ein oder zwei Jahre einträten, um spezifische Probleme zu lösen, etwa die Gründung eines Betriebsrates. Dann träten manche wieder aus. Jurczyk fasste das 2024 so zusammen: "Die Leute kommen leichter rein, sie treten aber auch leichter wieder aus."
Wie sich die Gewerkschaften in den kommenden Jahren entwickeln werden, ist daher schwer vorherzusagen. Gewerkschaftsforscher gehen aber davon aus, dass den Arbeitnehmervereinigungen die größte demografische Herausforderung noch bevorsteht: der Renteneintritt der "Babyboomer".
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Kommentare zum Thema
Arbeitslose, obdachlose usw. kann man wie einen Fußball herum treten wie man will die schwächste dieser Gesellschaft, die keine Lobby haben. Die Oberschicht darf man ja nicht herum schubsen, Lobbyisten sei Dank und anderen Institutionen. Als eine konkurrierende Ideologie vorhanden war, waren die schwächsten dieser Gesellschaft viel besser dran, als der Konkurrent beseitigt wurde ist ein Monopol eingetreten, jetzt ist der Weg frei für Raub Kapitalismus. Die Zukunft können sie sich selbst ausmalen. Nach meiner Ansicht ist es genau der größte Unterschied zwischen den beiden Ideologien, der Übergang ist eine Frage der Zeit. Leider ist die Menschheit nicht in der Lage die goldene Mitte zu bestimmen.
Die Gewerkschaften haben nicht begriffen, daß ihr Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert. Alle zwei bis drei Jahre ein wenig Ohnesorgtheater spielen und die arbeitende Bevölkerung mit einer Lohnsteigerung von wenigen Prozentpunkten ruhig zu stellen, reicht in dieser Zeit nicht mehr. Es muss die Gesamtsituation berücksichtigt und glaubhaft angegangen werden. Heraufsetzung des Rentenalter s, explodierende Sozialabgaben vor dem Hintergrund, dass sich hier Beamte, Richter und Politiker einen schlanken Fuß machen usw. Für solche Unzulänglichkeiten ist der Mitgliedsbeitrag einfach zu hoch und nicht gerechtfertigt. Von der Unsichtbarkeit der Gewerkschaften bei persönlichen Schwierigkeiten will ich erst gar nicht anfangen...
Objektiv und sachlich
Ich unterstütze die Gewerkschaften, weil wir ihnen als Arbeitnehmer sehr viel zu verdanken haben. Habe heute etwas zur Geschichte der Gewerkschaften im Radio gehört. Sie haben viel durchgesetzt, immer als Anwalt der Arbeit. Jetzt kann ich etwas zurückgeben.
Die Wirtschaft agiert nach dem Motto " teile und herrsche", Zeitarbeit ect., die Zeit der Gewerkschaft geht zuende. Die Politik und das Kapital gehen auch so vor. Rosige Zeiten stehen before. Wer sich für Geschichte interessiert weiß was passieren kann/wird.