Illustration - Sextortion

Erpressung mit Nacktfotos: Mehr Sextortion-Fälle in NRW

Stand: 29.12.2024, 11:26 Uhr

Erpressungen mit Nacktbildern bleiben ein Problem - auch in NRW. Nach Angaben des Landeskriminalamts hat die Anzahl der Fälle im vergangenen Jahr zugenommen.

2023 wies die Kriminalstatistik laut Landeskriminalamt 5.835 Anzeigen aus. Im Vergleich zum Jahr davor ist die Anzahl der Anzeigen um etwa 34,76 Prozent gestiegen (2022: 4.330 Anzeigen). Und auch für dieses Jahr rechnet die Polizei mit zahlreichen Delikten.

Die allermeisten Taten wurden aus dem Ausland begangen. Die Aufklärungsquote ist dadurch gering. Für 2024 gibt es zwar noch keine validen Zahlen, laut LKA zeigt sich aber bei Taten aus dem Ausland weiter eine steigende Tendenz.

Begriff Sextortion steht für sexuelle Erpressung im Netz

Sextortion hat sich als Betrugsmasche seit einigen Jahren fest etabliert. Die Landeskriminalämter warnen bundesweit davor. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Form der Erpressung, bei der Täter und Täterinnen intime Bilder oder Videos ihrer Opfer verwenden, um Geld, weitere Aufnahmen oder andere Gefälligkeiten zu erzwingen.

So gehen die Täter bei der Erpressung mit Nacktfotos vor

Sie beginnt oft mit einer harmlosen Kommunikation in sozialen Medien, auf Dating-Plattformen oder per E-Mail. Die Täter nutzen dabei häufig eine gefälschte Identität, geben sich als attraktive Person aus und versprechen den Opfern die große Liebe. Mit dem Ziel, ihr Vertrauen zu gewinnen. Manchmal werden intime Bilder oder Videos direkt erfragt, in anderen Fällen gelangen sie durch Hacking oder Manipulationen in die Hände der Täter.

"Häufig schicken Täter zuerst selbst gefälschte Nacktbilder, um ein gewisses Vertrauen aufzubauen", sagte Rebecca Michl-Krauß, Referentin für Medienkompetenz der EU-Initiative Klicksafe, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Anschließend drohen sie mit der Veröffentlichung der Aufnahmen und fordern Geld. 

Sextortion-Fälle Statistiken

WDR Studios NRW 29.12.2024 00:37 Min. Verfügbar bis 29.12.2026 WDR Online


Männer sind laut Studien häufiger betroffen

Betroffen sind oft Jugendliche und junge Erwachsene. Gerade junge Menschen fühlten sich oft unter Druck gesetzt, weil sie glaubten, das Teilen intimer Inhalte gehöre "einfach dazu". Studien und Angaben aus den Landeskriminalämtern deuten aber auch darauf hin, dass Sextortion Männer häufiger trifft.

Mögliche Gründe sieht Rebecca Michl-Krauß in einem geringeren Misstrauen und einer höheren Bereitschaft von Männern, intime Bilder zu teilen. Außerdem wisse man, dass Männer "häufiger ungefragt Dickpics (Penisbilder) verschicken, was darauf hindeutet, dass sie unüberlegter bei dem Thema sein könnten", erklärte sie.

Scham, Schuld, Angst - gravierende Folgen für Betroffene

Die Auswirkungen von Sextortion können für die Betroffenen gravierend sein. Scham, Schuld und Angst können zu Depressionen, Isolation und einem Vertrauensverlust gegenüber anderen Menschen führen. Nicht zu vernachlässigen ist auch der finanzielle Schaden, wenn die Opfer den Forderungen der Täter nachgeben.

So können sich Betroffene schützen

Die Polizei rät dazu, erst gar keine Nacktaufnahmen im Internet zu verschicken. Wer eine Person erst seit kurzem kennt, sollte keinen intimen Handlungen zustimmen. Es sollte kein Geld überwiesen werden, weil die Erpressung nach der Zahlung meist nicht aufhören.

Sextortion ist eine Straftat und die Opfer können Anzeige erstatten. Neben der Polizei bietet die Hilfsorganisationen Weißer Ring zusätzlich Beratung und Unterstützung an - anonym und kostenlos.

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