Urteil im Fall der getöteten ukrainischen Nachwuchsbasketballer | Aktuelle Stunde

03:08 Min. Verfügbar bis 02.12.2026

Getötete Basketballer in Oberhausen: Lange Haftstrafen für Angeklagte

Stand: 02.12.2024, 20:10 Uhr

Das Landgericht Essen hat Urteile im Prozess um den gewaltsamen Tod von zwei ukrainischen Nachwuchs-Basketballern gesprochen. Zwei der jugendlichen Angeklagten müssen für jeweils zehn Jahre in Jugendhaft – die anderen beiden für achteinhalb Jahre.

Das Urteil erging wegen gemeinschaftlichen Doppelmordes. Einer der Verurteilten hatte die 17 und 18 Jahre alten Sportler im Februar in Oberhausen erstochen. Zum Motiv sagte der vorsitzende Richter, es habe keinen Anlass für die Tat gegeben. Es sei nur um Machtausübung gegangen. Laut einem Gerichtssprecher haben die Täter "Stress gesucht".

Ein fremdenfeindliches Motiv konnte nicht festgestellt werden, hieß es. Die Staatsanwaltschaft war ursprünglich davon ausgegangen, dass die Sportler angegriffen wurden, weil sie aus der Ukraine kamen. Zwei der Verurteilten haben die deutsche und zwei die syrische Staatsangehörigkeit.

In die Urteile seien außerdem weitere Straftaten eingeflossen, hieß es. Die Täter waren wegen Gewaltdelikten bereits polizeibekannt, zum Teil galten sie als Intensivtäter. Die Staatsanwaltschaft hatte neuneinhalb bis zehn Jahre Jugendhaft beantragt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Die Anwälte der Angeklagten haben Revision angekündigt.

Essener Landgericht sieht kein fremdenfeindliches Motiv

Die zwei jungen Männer aus der Ukraine hatten gemeinsam mit den Angreifern in einem Linienbus gesessen. Die vier Jugendlichen, selbst mit Migrationshintergrund und damals 14 und 15 Jahre alt, planten laut dem Urteil schon während der Fahrt, "Ärger zu provozieren". Einen Anlass hätten die Basketballer ihnen nicht gegeben. 

Urteil im Fall des getöteten Nachwuchsbasketballers

WDR Studios NRW 02.12.2024 00:46 Min. Verfügbar bis 02.12.2026 WDR Online


ART Giants Düsseldorf Das Team von RASTA Vechta II und das Team der ART Giants Düsseldorf in einer gemeinsamen Traueraktion bezüglich der 2 verstorbenen Spieler der Düsseldorfer Artem Kozachenko und Volodymyr Yermakov.

Die Teams von RASTA Vechta II und der ART Giants Düsseldorf in einer gemeinsamen Traueraktion

Nach dem Aussteigen am Hauptbahnhof in Oberhausen wurden die Sportler dann angegriffen. Der Haupttäter, ein Deutsch-Türke aus Gelsenkirchen, zog ein Messer und stach auf die beiden ein. Die Opfer erlitten Stichverletzungen in Bauch und Brust. Der eine Jugendliche starb noch am selben Tag im Krankenhaus, der andere zehn Tage später.

Tötung der ukrainischen Basketballer sorgte für Entsetzen

Die Freundin von Artem Kozachenko mit ihrer Mutter und den Eltern des getöteten Nachwuchsbasketballers.

Die Freundin von Artem Kozachenko mit ihrer Mutter und den Eltern des getöteten Nachwuchsbasketballers in Essen

Das Verbrechen löste deutschlandweit und darüber hinaus Entsetzen aus. Die zwei jungen Ukrainer waren 2023 vor dem Krieg in das vermeintlich sichere Deutschland geflohen. In Düsseldorf hatten sie Freunde gefunden, sie spielten dort beim Basketballverein ART Giants in der Nachwuchs-Bundesliga. Zum Urteil waren die Eltern eines Opfers, die wieder in der Ukraine leben, und seine Freundin nach Essen gereist. Danach sagten sie, sie würden über den Tod ihres Sohnes niemals hinweg kommen. Auch die Strafe ändere daran nichts.

Was wir uns die ganze Zeit fragen und was uns unglaublich wütend macht: Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass die Mehrfachtäter, die so eine Zahl von Straftaten begangen haben, unverschont davongekommen sind und erst der Tod unserer Kinder sie endlich mal stoppen konnte. Der Vater des getöteten Nachwuchs-Basketballers Artem Kozachenko

Da alle Angeklagten noch Jugendliche sind, fand der Prozess komplett unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter
  • Landgericht Essen
  • Material der Deutschen Presse-Agentur