Kamen: Tagesmütter fürchten Einbußen wegen möglicher Gebührenerhöhung

Lokalzeit aus Dortmund 01.10.2024 01:47 Min. Verfügbar bis 01.10.2026 WDR Von Martin Wilger

Kamen: Tagesmütter fürchten Einbußen wegen möglicher Gebührenerhöhung

Stand: 02.10.2024, 13:20 Uhr

Die Stadt Kamen will die Gebühren für Kitas und den offenen Ganztag vereinheitlichen. Eltern und Tagesmütter befürchten, dass dann die Elternbeiträge erheblich steigen.

Von Martin Wilger

Tagesmutter Nadine Becker hat alle Hände voll zu tun. Es ist Eingewöhnungszeit. Im Moment kümmert sie sich um Leandro, Olivia und Haily. Schon jetzt seien Eltern verunsichert, was das Thema Kosten für Kinderbetreuung angeht. Zur Zeit liegt der Höchstsatz für eine 45-Stunden-Betreuung bei 375 Euro. Ein Vorschlag ist, diese Gebühr auf bis zu 450 Euro zu erhöhen.

Sie fürchtet, dass sich manche Eltern eine Tagesmutter bald nicht mehr leisten. "Die Belastung der Eltern ist eh schon hoch, dazu kommt, dass ja auch die Grundsteuern in Kamen kürzlich erst erhöht wurden. Die Eltern sind überfordert, und manche denken ernsthaft darüber nach, ihre Kinder nicht mehr in die Betreuung zu schicken."

Kamener Familie startet Petition

Eine Mann und eine Frau sitzen mit einem Kind auf dem Sofa und lesen ihm aus einem Buch vor.

Marcel Claer mit seiner Familie

Marcel Claer lebt mit Frau und Kind in einer Doppelhaushälfte in Kamen. Die mögliche Gebührenerhöhung hat ihn erschreckt. Darum hat er eine Petition gestartet – schon zwei Tage später haben über 500 Menschen unterschrieben. "Ich habe sie erst einmal in der Nachbarschaft verteilt, und schon da war der Unmut deutlich zu spüren", erzählt er, "da haben wir wirklich einen Nerv getroffen."

Bürgermeisterin will gerechtere Elternbeiträge

Die Gebührenverordnung in Kamen ist von 2008. Damals galt ein Höchsteinkommen von 70.000 Euro pro Familie. Jetzt soll es eine neue Staffelung geben, mit einer Einkommenshöchstgrenze von 100.000 Euro. Familien mit diesem oder höherem Einkommen würden dann den Höchstsatz zahlen.

Foto der Online-Petition gegen die Erhöhung der Kita-Beiträge

Nach kurzer Zeit haben schon viele Menschen unterschrieben

Untere Einkommensgruppen sollen aber entlastet werden, sagt SPD-Bürgermeisterin Elke Kappen. "Es geht um mehr Gerechtigkeit, nicht um eine automatische Erhöhung der Gebühren für Kita und offenen Ganztag."

Große Unterschiede bei Kita Gebühren in NRW

Elke Kappen macht keinen Hehl daraus, dass ihr das nicht gefällt. "Wenn es nach mir ginge, wäre die Betreuung unserer Kinder kostenlos!" Doch das ginge nur, wenn die Kosten dann vom Bund oder Land übernommen werden. So gibt es in NRW große Unterschiede. In Düsseldorf werden keine Gebühren fällig. Der Stadt geht es finanziell bestens. Anders in Waltrop. Dort liegt der Höchstsatz für eine 45 Stunden Betreuung eines zweijährigen Kindes bei 1.251 Euro pro Monat.

Kamen: Tagesmütter fürchten Einbußen wegen möglicher Gebührenerhöhung

WDR Studios NRW 02.10.2024 00:40 Min. Verfügbar bis 02.10.2026 WDR Online


Kamens Nachbargemeinde Bergkamen senkt Kitagebühren um 80 Prozent

Noch ist in Kamen keine Entscheidung gefallen. Ein Vorschlag sieht vor, sich am Beispiel der Nachbargemeinde Bergkamen zu orientieren. Dort wurden aktuell die Elternbeiträge um 80 Prozent gesenkt. Dadurch muss sicher an anderer Stelle gespart werden. Und das käme natürlich auch auf Kamen zu, denn die Kinderbetreuung kostet viel Geld. Allein für den offenen Ganztag rechnet die Stadt mit gut 3,5 Millionen Euro.

Ende Oktober soll es einen Workshop geben mit allen Beteiligten. Danach soll eine Entscheidung fallen.

Unsere Quellen:

  • Autor vor Ort
  • Elke Kappen, Bürgermeisterin Stadt Kamen
  • Marcel Claer
  • Nadine Becker

Über dieses Thema berichtet der WDR am 01.10.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Dortmund und im Radio auf WDR 2.

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