Pyrotechnik in blau und rot fackelt ab, während 250 Mitarbeiter durch Schalke ziehen. Vor acht Tagen haben sie erfahren, dass ihr Unternehmen ZF die Produktion in Gelsenkirchen Ende 2024 schließen will. Aus Solidarität sind deswegen am Dienstag auch Kollegen aus ganz Deutschland angereist.
Kämpferische Haltung
"Mir wurde gesagt, ich soll hier zum Trösten hinkommen, aber ich bin gekommen, um mit euch zu kämpfen", sagt Gesamtbetriebsratsvorsitzender Achim Dietrich und erntet dafür großen Jubel. Die Mitarbeiter wollen kämpfen: für den Erhalt des Standortes Gelsenkirchen.
Aktuell plant ihr Arbeitgeber die Produktion zu schließen. Die Zukunft des neu gebauten Tech-Zentrums ist auch noch nicht geregelt. Ingesamt arbeiten in Gelsenkirchen rund 350 Mitarbeiter.
Solidarität aus ganz Deutschland
Kollegen aus Steinfurt, Hannover und Friedrichshafen sind extra angereist. Für sie geht es auch im ihren Arbeitsplatz. Denn wenn Gelsenkirchen geschlossen werden sollte, könnte das einen Dominoeffekt haben.
"Wir sind heute hier, um unsere Solidarität zu zeigen, aber auch, um für unseren Standort mitzukämpfen", sagt Bernard Likefett von ZF Hannover und Wolfgang Gutsell aus Schweinfurt ergänzt: "Es kann uns ja alle treffen."
Weiterer Stellenabbau geplant
Personalchef von ZF, Franz Iwer bestätigt, dass das Unternehmen in den nächsten zehn Jahren Arbeitsplätze abbauen wird. Je nachdem, wie profitabel ZF seine Antriebe verkaufen kann. Schlimmstenfalls ist die Rede von 10.000 Arbeitsplätzen, die reduziert werden könnten. Das wolle man aber verhindern.
Die große Solidarität unter der Belegschaft findet Iwer nachvollziehbar. "ZF hat nunmal auch den Charakter einer großen Familie", sagt er gegenüber dem WDR. Und das findet sich auch auf den Plakaten wieder, die beim Protestmarsch und der anschließenden Kundgebung gezeigt werden. "We are familiy" heißt es auf einem. Man spürt die gelebte Solidarität vor Ort.
Mitarbeiter können es nicht fassen
Die Mitarbeiter von ZF in Gelsenkirchen haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Bereits 2018 stand ihr Werk vor dem Aus. Damals konnte es gerettet werden. Die Mitarbeiter nahmen damals sogar weniger Gehalt in Kauf, um ihren Arbeitsplatz langfristig zu sichern. Jetzt stehen sie kurz vor Weihnachten wieder vor einem Scherbenhaufen und können es nicht fassen.
Ende Janaur gehen Gespräche weiter
Die Gespräche mit ZF sollen Ende Januar weiterlaufen. Der Plan aktuell: 200 Mitarbeiter müssen woanders unterkommen, verlieren ihren Job bei einem der weltweit größten Automobil-Zulieferer. Auch bei den Standorten Eitorf und Damme gibt es Gespräche - die am Dienstag hier gelebte Soldiarität untereinander wird wohl noch länger gebraucht.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- WDR-Recherche
- Telefonat mit ZF-Personalchef