Archäologen sprechen von Sensation: Kirchenreste in Dortmund gefunden

Lokalzeit aus Dortmund 13.03.2025 01:49 Min. Verfügbar bis 13.03.2027 WDR Von Kristin Trüb

Archäologen sprechen von Sensation: Kirchenreste in Dortmund gefunden

Stand: 13.03.2025, 18:19 Uhr

Archäologen haben in Dortmund einen bedeutenden Fund gemacht: Auf einer Baustelle, haben sie alte Kirchenfundamente ausgegraben.

Von Lars Faulenbach

Der alte romanische Kirchturm in Dortmund-Lindenhorst ist wahrscheinlich der älteste noch erhaltene Kirchturm der Stadt. Kunsthistoriker schätzen ihn auf das frühe 13. bzw. später 12. Jahrhundert, was auch zu Urkunden aus der Zeit passt. Doch jetzt haben Forscher endlich die Möglichkeit festzustellen, ob sie mit der Vermutung richtig liegen. Denn sie haben unter einem moderneren Kirchenbau die Reste der alten Kirche freigelegt.

Fundamente der mittelalterlichen Kirche wurden freigelegt

Der Innenraum der Kirchenschiffs in Dortmund Lindenhorst ist hell ausgeleuchtet. Der Boden des Baus aus dem 19. und 20. Jahrhunderts ist komplett abgetragen. Darunter kommt Lehmboden zum Vorschein, dazwischen sind Mauerreste und die obersten Stufen einer Treppe zu sehen, außerdem Reste eines menschlichen Skeletts.

Archäologe Wolfram Essling-Wintzer vom LWL erklärt den Anwesenden gerade, was hier ausgegraben wurde. Die Freude über die Funde ist ihm anzumerken: "Die meisten Mauerreste hier stammen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, aber wir sehen hier an einigen Stellen dunkle Verfärbungen. Das sind Schatten der früheren Kirchenfundamente aus dem Mittelalter."

Skelettreste sollen den Forschern mehr verraten

Im hinteren Bereich der Kirche sind sogar noch einige Steinfundamente von damals erhalten. Ein wertvoller Fund für die Ärchologen sind auch die Skelettreste, wie ein Schädel und Oberarmknochen, die im Innern der Kirche gefunden wurden: "Wenn sie eine Bestattung in der Kirche haben, dann handelt es sich um reiche Leute oder die Stifter der Kirche, arme Leute wurden außerhalb der Kirche bestattet."

Reste eines Schädels und zwei Oberarmknochen auf dem Boden in einer Kirche in Dortmund

Im Kirchenschiff haben die Archäologen auch die Knochenreste von hier Bestatteten gefunden

Diese Skelettreste können den Forschern vermutlich mehr verraten. Sie sollen mit Hilfe der Radiokarbon-Methode genauer datiert werden. Eine Zahnanalyse könnte den Forschern außerdem verraten, welche Nahrung die Verstorbenen vor allem zu sich genommen haben, über die Bestimmung von Parasiten im Beckenbereich könnte auch herausgefunden werden, woran sie gestorben sind.

Leiter der Denkmalschutzbehörde spricht von archäologischer Sensation

Ingmar Luther, Leiter der unteren Denkmalbehörde in Dortmund spricht aber vor allem wegen der Funde außerdehalb der Kirche von einem Sensationsfund:

Wenn sie an einer Kirche graben, würden sie natürlich Gräber erwarten, aber diese ganzen anderen Funde die wir hier gemacht haben, das ist ein wunderbares Potpourri vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein, von Brunnen, Gräben, besser kann man es nicht haben eigentlich. Ingmar Luther, Untere Denkmalbehörde Dortmund
Zwei Archäologinnen auf einem Grabungsfeld an einer Kirche in Dortmund

Zwei Archäologinnen dokumentieren die Funde in Dortmund Lindenhorst

Im lehmigen Boden neben der Kirche stecken viele kleine Täfelchen im Boden. Sie markieren interessante Fundstellen, die durch mehrere Archäologen dokumentiert und später noch genauer untersucht werden sollen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Reste eines mittelalterlichen Brunnens und zwei Buntmetallöfen.

Wertvolle Funde außerhalb der Kirche sollen bis zum Sommer untersucht werden

"Die verrraten uns auch, dass hier keine einfachen Landwirte gelebt haben", erklärt Ingmar Luther, "denn die hatten keine Buntmetallöfen, in denen zum Beispiel Kupfer oder Silber verarbeitet wurden." Die Öfen sind nur noch als farbige Abdrücke im Lehm zu erkennen, außerdem schwarze Reste der Holzkohle.

Die Archäologen von Stadt Dortmund und LWL wollen die Funde bis zum Juli genauer untersuchen und für die Nachwelt sichern. Danach soll auf dem Gelände eine Kita entstehen. Das alte Gemeindehaus soll einen Neubau integriert und das Kirchenschiff zur Turnhalle für die Kinder werden.

Quellen:

  • Pressemitteilung Stadt Dortmund
  • Interview Ingmar Luther
  • Pressetermin
  • Reporter vor Ort